Titel Logo
Talpost Lambrecht
Ausgabe 39/2023
Lokalspitze
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Michel mahnt und Martin zahlt . . .

Am zweitletzten Septembertag finden wir einen wichtigen Termin im Kalender: Michaelistag, so genannt nach dem Erzengel Michael, dem heldenmütigen Beschützer des Glaubens. Er ist der „Drachenbezwinger“ und sein Bild zierte einst auch die Reichsfahne. Nach dem Erzengel wurden Märkte und Ferien benannt, seine nahe Stellung zum letzten Jahresviertel ließ mancherlei Brauchtum entstehen. Man zahlte früher Pacht und Zins, entließ die für die Ernte zusätzlich eingestellten Dienstmägde und Knechte und wandte sich selbst an seine Schuldner: „Michel mahnt und Martin (11. 11.) zahlt“, heißt es in einem alten Kalenderspruch. Auch noch in anderer Hinsicht stellte man sich seit jeher auf das Wintervierteljahr ein. „Der Michel steckt die Lichter an, die Magd fängt jetzt zu spinnen an“, lautet ein entsprechender Hinweis. Weil es nun früher dunkel wird, gibt es in manchen Gegenden von diesem Tag an keine Zwischenmahlzeiten mehr wie zur Zeit der Ernte. Und diese betrübliche Tatsache führte zu dem Vers: „Zu Michaeli auf dem Schimmel, da reitet das Vesperbrot gen Himmel!“ Zum Viehkauf – so meint man auf dem Lande – ist der Michaelistag besonders günstig, während man nach Möglichkeit den Verkauf der eigenen Tiere noch etwas hinauszögert. Auch das Wetter – als Lostag wird der 29. September sehr beachtet. „Um Michaelis in der Tat gerät die beste Wintersaat“, sagt man, und schönes Wetter sieht man am zweitletzten Septembertag lieber als schlechtes. Denn „setzt der Erzengel die Flügel an, werden wir Regen bis Weihnachten han“. Oder man befürchtet in diesem Fall auch Kälte, denn es heißt: „Kommt Sankt Michael mit Regen, kann man im Winter den Pelz anlegen“.