Begrüßung zum Waldbegang durch Stadtbürgermeister Andreas Ohler, rechts daneben Nico Grub, kommissarischer Leiter des Stadtwaldes Lambrecht und sein Nachfolger Revierförster Daniel Santivanez.
Der Stadtrat und die Ausschüsse befanden sich auf Inspektion des Stadtwaldes. Auf dieser Kahlfläche erfolgt eine Eichenkultur, die durch einen Zaun gegen den Wildverbiss geschützt wird.
Die Teilnehmer des Waldbeganges begutachteten auch die Ziegenmelkerfläche, die seit 2006 hier besteht und eine herrliche Heidelandschaft darstellt. Notwendig ist, dass nachwachsende Bäume regelmäßig durch freiwilligen Arbeitseinsatz der Rentnergruppe heruntergeschnitten werden.
Die Stadt Lambrecht hatte 2006 eine fünf Hektar große Waldfläche für das Ökokonto anerkennen lassen. Mittlerweile ist eine herrliche Heidelandschaft auf der Höhe des Schauerberges entstanden. Der seltene Zugvogel „Ziegenmelker“ ist hier heimisch geworden.
Lambrecht. (ve) Lambrecht ist stolz auf seinen 600 Hektar großen Stadtwald (Klosterwald), doch leidet der Wald unter den Umwelteinflüssen, die dazu führen, dass bundesweit nur jeder fünfte Baum „gesund“ ist. Maßgebend für die Bewertung ist die Kronenverlichtung der Laubbäume. Die Stadt Lambrecht wird „amtlich beförstert“ durch das Forstamt Johanniskreuz, nachdem das Forstamt Lambrecht vor 25 Jahren aufgelöst worden war - siehe Talpost-Bericht vom 19. September 2024. Nico Grub, kommissarischer Leiter des Stadtwaldes Lambrecht führte die Mitglieder des Stadtrates und der Ausschüsse beim traditionellen Waldbegang am Samstag durch Teile des nördlichen Klosterwaldes im Bereich des Schauerberges. Er stellte gleichzeitig seinen Nachfolger Daniel Santivanez vor, der ab 1. Januar kommenden Jahres den Stadtwald Lambrecht als Revierförster betreuen wird.
Start des Waldbeganges nach der Begrüßung durch Stadtbürgermeister Andreas Ohler war der ehem. Festplatz im Beerental, hier wurde zunächst über die gestiegene Nachfrage von Brennholz durch Selbstwerber berichtet. Waren es bisher zwischen 10 und 15 Interessenten, kletterte die Nachfrage nach Brennholz im vergangenen Jahr auf über 70 Anfragen. Weil nur ein begrenztes Kontingent für Brennholz zur Verfügung steht, musste eine Beschränkung auf fünf Festmeter pro Haushalt ausgesprochen werden. Bestellungen sind bis 1. November möglich. Bevorzugt ist Hartlaubholz, das für 75 Euro pro Festmeter bereitgestellt wird, Nadelholz kostet 50 Euro je Festmeter. Bedauerlich ist der Holzdiebstahl, der aus der Luhrbach gemeldet wurde, wo zwei komplette Polter widerrechtlich abgefahren wurden.
Kulturpflege und Biotopgruppen
Der Brennholzhieb befindet sich in Höhe des „Runden Tisches“ und es soll dabei ein qualitativer Mischbestand mit Kiefern und Buchen geschaffen werden. Erhaltenswerte Zukunftsbäume sind mit einem weißen Punkt gekennzeichnet, gleichzeitig entstehen Biotopgruppen, diese Bäume sind mit weißen Wellen gekennzeichnet und bleiben erhalten bis zu ihrem natürlichen Zerfall.
Die Kulturpflege ist wichtig für den Erhalt des naturnahen Waldes und beim Waldbegang konnte man den Erfolg der Pflegeaktion (auf ehrenamtlicher Basis von Andreas Ohler 2024 gestartet) oberhalb des Friedhofes erkennen, wo als Folge des Käferbefalls eine Lichtung entstanden war. 200 Spitz-Ahorn, 200 Esskastanien und Douglasien konnten in Reihe gepflanzt werden. Aktuell gilt es, Brombeeren, Ginster und die Kermesbeere zurückzudrängen. Der Aufwuchs der nicht gewünschten Pflanzen erfordert eine wiederkehrende Kulturpflege bis die Pflanzen durchgewachsen sind.
Vorzeigeobjekt Ziegenmelker-Fläche
Ein Augen- und Erlebnisschmaus war für die Teilnehmer des Waldbeganges der Stopp an der Ziegenmelkerfläche. Hier hatte die Stadt Lambrecht 2006 eine fünf Hektar große Fläche für das Ökokonto anerkennen lassen. Mittlerweile wurden hier gute Bedingungen gefunden für den Ziegenmelker, einem nachtaktiven Bodenbrüter, der trockene, warme Offenflächen liebt. Gleichzeitig wurde hier eine herrliche Heidelandschaft mit einem Kiefernbestand geschaffen. Der Ziegenmelker brütet von Mai bis Juli, im August/September fliegt er nach Afrika zum Überwintern. Seit 2014 ist der seltene Vogel auf dem Berg hoch über Lambrecht nachgewiesen. Die Heidefläche kann aber nur erhalten werden, wenn die Naturverjüngung der Bäume hier regelmäßig heruntergeschnitten wird. Die engagierte „Seniorengruppe“ der Stadt hat bereits wertvolle ehrenamtliche Arbeit geleistet und ist weiter gefragt.
Eichenkultur auf Borkenkäfer-Kahlfläche
Eine Kahlfläche zwischen dem Steinernen Tisch und dem Festplatz im Beerental war auf 0,7 Hektar durch den Borkenkäfer entstanden. Die Fläche wurde von der nachwachsenden Tollkirsche und der Kermesbeere befreit und soll als Eichenkultur wieder begründet werden. Hier werden 2450 Traubeneichen und 1050 Weißtannen gepflanzt. Um die kleinen Pflanzen vor einem Wildverbiss zu bewahren, muss ein Zaun gestellt werden. Knapp 15.000 Euro kosten Zaun und Pflanzen. Das Land fördert die Maßnahme mit 10.500 Euro im Sinne der Pflanzung standortheimischer Baumarten. Auf der Fläche wird eine wiederkehrende Kulturpflege dringend notwendig werden.
Bundesförderung für die Stadt
Die Stadt Lambrecht erhält aus der Bundesförderung „klimaangepasstes Waldmanagement“ knapp 60.00 Euro pro Jahr Förderung. Voraussetzung ist die Naturverjüngung, die Pflanzung von überwiegend standortheimischen Baumarten. Kahlschläge sind nicht erlaubt, Totholz soll angereichert werden. Fünf Habitatbäume pro Hektar sind auszuweisen, das sind für den Stadtwald 3000 Bäume, ein Drittel ist bereits ausgewiesen. Zusätzlich muss auf 5 Prozent der Waldfläche eine natürliche Waldentwicklung erfolgen, hier ist kein menschlicher Eingriff erlaubt. Die "Urwald-Flächen" sind auf dem Eichelberg und dem Sommerberg ausgewiesen.
4000 Festmeter Holz eingeschlagen
Der Holzeinschlag im Jahre 2024 erfolgt in der Größenordnung von rund 4000 Festmetern. Darin enthalten sind 360 Festmeter Buche, die zum großen Teil als Brennholz verarbeitet werden. 1277 Festmeter Fichte werden eingeschlagen und 2217 Festmeter Kiefern. 140 Festmeter Douglasien werden aufgearbeitet, vier Festmeter Eiche, 9 Festmeter übriges Laubholz und 4 Festmeter Lärchen. Rund 5000 Festmeter Kieferholz steht auf Vorrat, ist aber momentan nicht absetzbar. Durch die Förderung des Bundes schreibt der Stadtwald in diesem Jahr schwarze Zahlen. Den positiven Jahresabschluss zu sichern sei in den Folgejahren schwierig, wenn die staatliche Förderung ausläuft, führt Forster Nico Grub aus.
Schwierige Jagdausführung
Für die Jäger im Stadtwald sprach Peter Seelmann von einer nicht erfreulichen Situation nachdem Wanderer und speziell E-Mountainbiker des nachts die Wälder durchfahren, die Tiere würden sich ins Dickicht und in den Schutz verwilderter Gärten zurückziehen. Für Oktober ist eine Drückjagd angekündigt, man rechnet hier, bis zu sieben Wildschweine und zehn Rehe erlegen zu können. Das „Schüsseltreiben“ am Ende des Waldbeganges spendete traditionell die Jäger-Gemeinschaft.