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Talpost Lambrecht
Ausgabe 39/2025
Stadt Lambrecht (Pfalz)
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Schöne Ansichten auf alten Postkarten

von Harald König

Von der Kurt-Faber-Brücke zur Friedrich-Ebert-Brücke

Eine seltene Ansichtskarte erinnert an den Brückenneubau von 1929 – und an einen umstrittenen Namensgeber

Die interessante Ansichtskarte aus der Sammlung von Udo Grimm zeigt die Speyerbachbrücke nach dem Umbau von 1929. Die alte Brücke und die alte Walkmühle waren zuvor abgerissen worden; an ihre Stelle trat eine deutlich breitere Querung des Bachs. Damals erhielt das Bauwerk den Namen Kurt-Faber-Brücke – benannt nach Dr. Kurt Faber, einem deutschen Abenteurer, Journalisten und vielgelesenen Reiseschriftsteller der 1920er-Jahre.

Die Lambrechter Stadtchronik schildert Fabers Leben so:

„Als Sohn pfälzischer Eltern in Mühlhausen im Elsaß am 6. Dezember 1880 geboren, wird Kurt Faber zu einem der meistgelesenen Reiseschriftsteller der zwanziger Jahre. Schon mit 19 Jahren zum ersten mal in einer sechsjährigen Odyssee die Welt als Schiffsjunge, Heizer, Walfischfänger, Tramp, Baumwollpflücker durchziehend, findet er nach seiner Rückkehr im Herbst 1907 die Familie nach dem Tod des Vaters 1905 nach Lambrecht verzogen. Hier, im Elternhaus der Mutter in der Hauptstraße 105, das der ruhende Pol zwischen seinen Wanderfahrten wird, entstehen seine zahlreichen Veröffentlichungen.

Von einer Reise durch Nord-Kanada kehrt Kurt Faber nicht mehr zurück. Seine von Raubtieren zerfressenen Reste findet die kanadische Polizei im Frühjahr 1930. Der weiße Tod hat den Einzelgänger wahrscheinlich schon Ende November 1929 in den Eiswüsten des Mackenzie-Distrikts eingeholt.

Sein Grab liegt in der Lover-Hay-River-Siedlung am Großen Sklavensee.“

Die andere Seite der Medaille

Weniger bekannt ist: Faber trat am 16. Januar 1926 der NSDAP (Mitgliedsnummer 28.473) bei, engagierte sich beim Aufbau der Bewegung in der Pfalz, galt als „alter Nationalsozialist“ und SA-Mann und trat als Vortragsredner auf – auch verbunden mit Saalschlägereien. Nachrufe betonten sein öffentliches Auftreten bei den Nationalsozialisten. 1929 verschob er seine letzte Nordkanada-Reise um vier Wochen, um den Nürnberger Parteitag mitzuerleben; laut Presseberichten von 1933 sei diese Verzögerung unmittelbarer Anlass seines tragischen Endes gewesen.

Umbenennung nach 1945

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Zeichen der NS-Zeit entfernt. Am 12. März 1948 erhielt die Brücke ihren heutigen Namen: Friedrich-Ebert-Brücke. Auch weitere Straßennamen in Lambrecht wurden in dieser Phase verändert.

Korrekturhinweis zur Stadtchronik

Bei der Recherche fiel ein Fehler auf: Auf Seite 398 der Chronik heißt es zum 5. Juli 1929: „Abriß der Speyerbachbrücke und der alten Walkmühle. Neue Brücke erhält den Namen Friedrich-Ebert-Brücke.“

Das ist sachlich falsch. Richtig ist: 1929 wurde die neue Brücke als Kurt-Faber-Brücke benannt; die Umbenennung in Friedrich-Ebert-Brücke erfolgte erst am 12.03.1948.