Zweimal im Jahr steht der Name des Apostelfürsten Paulus im Kalender. Sein Hauptfest fällt bekanntlich mit dem des hl. Petrus auf den 29. Juni. Der 25. Januar aber trägt seinen Namen nach der Bekehrung des Saulus aus Tarsos zum Christen Paulus, als ihm, dem fanatischen Verfolger der neuen Lehre, Christus vor dem Stadttor von Damaskus erscheint. Das Gedenken dieses entscheidenden Ereignisses in der Lebensgeschichte des Apostelführers ist allerdings nicht der ursprüngliche Sinn des Festes vom 25. Januar. Dieses hieß nämlich an seinem Anfang im 10. Jahrhundert das „Fest der Übertragung des hl. Paulus“. Es ist unter fränkischem Einfluss entstanden, als man durch Berühren von Tüchern und Teilen der Gefangenschaftskette des Heiligen an dessen Grabe im Hauptheiligtum zu Rom das Paulusgrab symbolisch zu übertragen und vervielfältigen unternahm. Allmählich wurde aus dieser Reliquienübertragung (translatio) die conversio oder geistige Umwandlung des hl. Paulus.
Im deutschen Volksglauben spielt St. Paulus für sich allein keine Rolle. Doch der 25. Januar stellt seit jeher einen wichtigen Tag im Jahreslauf dar. Er liegt nämlich uralter Erfahrung nach auf der Höhe des Winters und damit an dessen Wende trotz Kälte und Schnee. Der Name Bekehrung erleichtert die Deutung natürlich noch. „Pauli Bekehr, halb Winter hin, halb Winter her“ lautet ein sehr verbreitetes Sprichwort. An diesem Tag soll sich „die Würze in der Erd“ umdrehen, und Tiere, die ihren Winterschlaf halten, drehen sich nun auf die andere Seite. Als Winterwende ist der Tag für allerlei Orakel geeignet. In der Nacht soll man nach altem Volksglauben unter bestimmten Voraussetzungen den oder die Zukünftige erblicken können. Klares, helles Wetter an diesem Tag soll ein gutes Jahr bedeuten, Regen aber teure Zeit und Sturm sogar Krieg oder Aufruhr.