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Talpost Lambrecht
Ausgabe 40/2022
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Große Pläne für Schimpf‘sches Haus

Das Schimpf’sche Haus gilt als aufwendigster Bau des 18. Jahrhunderts in Neidenfels mit herrschaftlichem Charakter. Das Gebäude soll mit Mitteln aus einem Bundesprogramm saniert und zur Begegnungsstätte umgewandelt werden. Im Vordergrund das barocke Hoftor, das am ehemaligen Forsthaus aus dem Jahre 1744 stand.

Das Schimpf’sche Haus von der Hofseite aus gesehen mit der dreiseitigen Steintreppe. Das imposante Gebäude war nach Art alter Winzerhäuser errichtet worden.

Förderung mit 650.000 Euro aus dem Bundesprogramm zur Umwandlung in eine Begegnungsstätte zugesagt

Aus dem Bundesprogramm „Zuschüsse für investive Kulturmaßnahmen bei Einrichtungen im Inland“ erhält die Gemeinde Neidenfels einen Zuschuss von 650.335 Euro. Damit soll das Schimpf’sche Haus saniert und in eine Begegnungsstätte umgewandelt werden. Im Rahmen des Förderprogramms "KulturInvest" wurde die Sanierung des kurfürstlich-pfälzischen Erbbestandshofes ausgewählt. Nach dem Beschluss einer Sitzung des Haushaltsausschusses in Berlin teilte Bundestagsabgeordneter Johannes Steiniger (CDU) dazu mit: „Ich freue mich, dass der Antrag von Bürgermeisterin Sybille Höchel erfolgreich war. Zuletzt bei meiner Sommertour 2021 hat sie mir das Projekt vorgestellt. Seitdem haben wir uns gemeinsam für eine Neubelebung in Berlin eingesetzt.“

Die Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Neustadt-Speyer, Isabel Mackensen-Geis (SPD) zur Förderung: „Nachdem Neidenfels 2020 in einem anderen Förderprogramm nicht berücksichtigt wurde, freue ich mich sehr, dass die langersehnte Sanierung nun stattfinden kann. Für die Gemeinde wird das Anwesen wieder einen zentralen Mittelpunkt darstellen und als barrierefreie Begegnungsstätte für Jung und Alt dienen. Meine Kolleginnen und Kollegen im Haushaltsausschuss mussten von dem Konzept nicht lange überzeugt werden denn die Möglichkeiten den Ratssaal, das historische Archiv, Räumlichkeiten für Ausstellungen und ein Papiermachermuseum in dem historischen Anwesen zu vereinen, sprechen für sich."

„Dass das Schimpf'sche Haus als einziges Projekt in ganz Rheinland-Pfalz bei diesem Förderprogramm ausgewählt wurde, zeigt die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten vor Ort, aber auch auf Landes- und Bundesebene. Für das Dorf wird die Sanierung des alten „Zwerlenbacher Hofs“ zweifelsohne eine große Aufwertung bedeuten, auf die die Neidenfelserinnen und Neidenfelser stolz sein werden" sagte Isabel Mackensen-Geis.

Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat für den Bundeshaushalt 2022 zusätzliche Ausgaben in Höhe von 60.000.000 und Verpflichtungsermächtigungen für 320.000.000 Euro im Rahmen von „KulturInvest Bau“ beschlossen. Es wurden Vorhaben für fast 600 Millionen Euro eingereicht. Hiervon wurden 47 Vorhaben mit einem Volumen von 306.935.492,50 Euro zur Förderung ausgewählt.

Detailplanung kann beginnen

Ortsbürgermeisterin Sybille Höchel zeigte sich überrascht und erfreut über die Förderzusage, an die sie schon nicht mehr geglaubt hatte. In den Neidenfelser Haushalt 2022 waren vorausschauend einmal eine halbe Million Euro für den Ausbau des Schimpf’schen Hauses eingestellt gewesen. Bevor die Detailplanung beginnen kann, bestehen Überlegungen, wie das stattliche Anwesen genutzt werden könnte. Es kann zur Begegnungsstätte der Generationen werden, ein Ratssaal kann eingebaut werden und es ist noch Platz für das Papiermacher-Museum, das aus dem „Haus Glatz“ in Frankeneck wegen Verkauf der Immobilie ausziehen musste. Platz sollte noch für ein Archiv sein und zudem könnte vielleicht eine Hausmeisterwohnung untergebracht werden. Der Fachwerkbau eignet sich auch für Trauungen in einem historischen Umfeld.

Einstiger Erbbestandshof

Die Errichtung des Gebäudes geht auf das Jahr 1737 zurück, das als ehem. kurfürstlich-pfälzischer Erbbestandshof „Zwerlenbacher Hof“ erbaut und dann nach einem späteren Besitzer „Haus Schimpf“ genannt wurde. Das Wohnhaus wurde nach Art alter Winzerhäuser hochparterre errichtet, um einen geräumigen Keller zu schaffen. Eine dreiseitige Steintreppe führt in den mit Sandsteinplatten ausgelegten Flur, von hier führt eine Holztreppe zum Obergeschoss. Über dem Haus wölbt sich ein mächtiges Dach, gebrochen nach Art des Mansardendaches, um Platz zu schaffen für Nebenräume. Wirtschaftsgebäude wie Scheuern und Vorratsschuppen oder Ställe reihten sich wegen der Brandgefahr um das Wohnhaus. Der geschlossene Gehöftebau hatte einst vermutlich ein festungsmäßiges Aussehen. Wer das Gebäude errichtete, ist heute nicht mehr festzustellen. Nach verschiedenen Besitzerwechseln erwarben 1828 Peter Laubscher und seine Frau Barbara den stattlichen Hof, später übernahm Valentin Schimpf das Haus. Dieser betrieb eine kleine Wattefabrik, die wegen Kapitalmangel einging. Als Valentin Schimpf 1939 starb, fiel das Haus an Tuchhändler Emil Krämer aus Lambrecht, der es ein Jahr später an die Papierfabrik Glatz verkaufte. Zur Aufwertung des Schimpf’schen Hauses wurde 1952 der schöne Torbogen des alten Forsthauses neben das Haus versetzt. Heute ist das stattliche Gebäude im Besitz der Gemeinde Neidenfels, ist unbewohnt und wartet auf seine neue Nutzung.