Immer früher dunkel wird es in diesen Herbstwochen und wenn man jetzt am Abend von der Arbeit nach Hause kommt, brennen überall Lichter und Laternen. In den Stunden vor Mitternacht beachten wir das freilich kaum, es gehört einfach zum abendlichen Bild unserer Städte und Dörfer. Wenn wir aber aus irgend einem Grunde sehr spät in der Nacht durch unsere Straßen gehen, vielleicht von einer Reise zurückkehren oder von einer ausgedehnten Feier kommen, dann weisen uns zwar die Straßenlaternen noch immer freundlich unseren Weg, aber die meisten Häuser liegen stumm im Dunkel. Hier und dort aber ist noch ein Fenster erleuchtet, und dieses Licht, so meinen wir, strahlt doppelt hell in die Nacht. Und während wir so dahingehen, denken wir wohl bisweilen darüber nach, wer wohl da oben im 3. Stock noch Licht haben mag. Beim Fernsehen wird ja ein Programm bis in den frühen Morgen geboten. Auch wer aus der Theater- oder Kinovorstellung kam, müsste eigentlich längst zu Bett gegangen sein. Ob wohl dort oben noch jemand über einer schwierigen Arbeit sitzt, für die ihm am Tage Zeit und Ruhe fehlten? Ob ein Mensch keine Ruhe finden kann und sich in einem spannenden Roman festgelesen hat? Oder ob das Licht aus einem Krankenzimmer dringt, wo eine Mutter über dem Fieber ihres Kindes wacht und selbst keinen Schlaf finden kann? Vielleicht aber ist alles gar nicht so dramatisch, wie wir es uns vorstellen – möglicherwiese hat nur jemand vergessen, im Wohnzimmer das Licht auszuschalten... Erleuchtete Fenster in der Nacht geben uns Rätsel auf und beschäftigen unsere Phantasie – bis wir selbst daheim sind und das Licht anknipsen...