Posaunenchor Appenthal „Soli Deo Gloria“ unter der Leitung von Christa Rottmayer
Chorleiterin Christa Rottmayer
Jungbläser und Blechmäuse
„Flächengold“ gezeigt
Bass-Duo Justin Nahstoll und Thomas Christian Rottmayer
Schlusssegen durch Matthias Vorstoffel, Gemeindediakon und 1. Vorsitzender des Posaunenchors Appenthal.
Appenthal. (ul) Ein Wunder? Ja, ein Wunder: 52 Bläserinnen und Bläser, von den Kleinsten, den Blechmäusen bis zu „Senior“ Brass, von der abgrundtiefen Tuba bis zur Piccolo-Jungbläsertrompete, vom Drumset mit Becken und verträumten Chimes bis zu Flügel- und Waldhorn: alle zusammen gestalteten am vergangenen Sonntag, dem 5. Oktober, in der bis auf den allerletzten Platz besetzen Elmsteiner Protestantischen Kirche das glanzvolle Jubiläum 75 Jahre Posaunenchor Appenthal „Soli Deo Gloria“. Von der Blechmaus, die Notenständer und Instrument an den richtigen Platz zu bringen suchte bis zum mächtigen Tutti des gesamten Ensembles, alles war konzentriert im Blick und in den klar zeichnenden Dirigierhänden von Christa Rottmayer, der an erster Stelle Dank gebührt für ein rundum gelungenes Konzert. Kirchenpräsidentin Dorothea Wüst und Verbandsbürgermeister Gernot Kuhn waren gekommen, die Landesverbandschefs Martin Groß und Matthias Fitting berichteten zwischendurch, wie gut es einem gehen kann, wenn man mit den Appenthalern zusammen musiziert und Pfarrerin Sarah Schulze aus Lambrecht verströmte als gewandte Moderatorin zusammen mit Christian Wohlert (beide im Chor aktiv) ansteckende Heiterkeit.
Ein Wunder? Wen wundert´s? Vom Crêpe-Stand auf der Kerwe, vom Bratwurst-Grill nach den Proben, von unzähligen Gottesdiensten und Freiluftaktionen, am 1. Mai, an Weihnachten oder gar an Silvester mit klammen Fingern, zum Jungbläsertreff im sommerlichen Garten, - kein Wunder: Das alles wird möglich durch das Engagement der Bläserfamilie Christa und Thomas Rottmayer mitsamt dem unermüdlichen Matthias Vorstoffel, beim Konzert im feinen Anzug und an der Bassposaune, man kennt ihn auch in anderem Outfit…
Wenn Landesposaunenchef Matthias Fitting dann von den aufregenden Bläserfreizeiten im Martin-Butzer-Haus in Bad Dürkheim berichtete, dann sah man „Daumen hoch“ und zustimmendes Kopfnicken bei den Jungbläsern und Blechmäusen. Nachwuchsprobleme, die gibt es, aber nicht bei „Soli Deo Gloria“.
Los ging´s mit dem Psalm 100 von Felix Mendelssohn-Bartholdy „Jauchzet dem Herrn alle Welt“, für Blech umgeschrieben und in allen Lagen in edler Klangpracht dargeboten.
Dann zog die geheimnisvolle Königin von Saba in der Vertonung von Händel durch das Kirchenschiff. Gleich drauf wurde es eng, weil Blechmäuse und Jungbläser die Altarstufen zur „Brass Party“ hinaufkletterten, stürmischen Beifall erntend, dann, -hoppla-, sahen sich altbekannte Kirchenlieder wie „Du meine Seele singe“ und „Bewahre uns Gott“, von jazzigen Rhythmen umgarnt, verbreitete „This little light of mine“ Gospelgroove, bevor die Jungbläser mit „Traumreise“ und „Gut gelaunt“ schwebend meditatives und spritzig-fröhliches nebeneinanderstellten, - das begeisterte Publikum begann mitzuschnipsen und mitzuklatschen, rhythmisch perfekt natürlich.
Prasselnden Beifall, ja Ovationen heimsten die Jungbläser und die Blechmäuse unter der Leitung von Thomas Rottmayer ein. Ein Dank, so ein Zuruf aus dem Publikum, soll auch den Eltern gelten, die ihren Kids solche Chancen ermöglichen.
Dann gings richtig ab mit „The Devil´s Waltz“ von Steven Verhelst, teuflisch schwer, dennoch makellos zelebriert vom Bass-Duo Thomas Christian (Tommi) Rottmayer und Justin Nahstoll. Es folgten Liebeserklärungen an Bolivien mit „Cochabamba“, an Argentinien mit einem melancholischen Tango, gekoppelt an das bekannte Adventslied „Mit Ernst o Menschenkinder“ und „Ve con Dios“ („geh mit Gott“).
Zum Ende wurde es nachdenklich: „Let freedom ring“, Friedensglocken, geläutet mit Bläserlungen; Mundstück und Messing, Erinnerung an einen Propheten unserer Zeit, Martin Luther King: „I Have a Dream“, sein Traum von Arbeit für jede(n), sein Traum von Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit. Und dann als Zugabe ein Mitsummlied aus Afrika, erst gespielt und dann gesungen mit kernigen Männerstimmen und (Überraschung!!) glockenklaren Kinderstimmen darüber: The „Posaunen-Kinderchor“ was born.
Proben, Gottesdienste, Auftritte, Freizeiten, alles wird, so Matthias Vorstoffel überstrahlt von den Blech-Reisen zu den Kirchentagen, zuletzt der Posaunentag in Hamburg, wo dann gerne mal 24 000 Bläserinnen und Bläser „Flächengold“ gezeigt hätten. Flächengold, das heißt: Trompete, Horn, Posaune werden gemeinsam zum Himmel gestreckt, - die 52 „Soli Deo Gloria“-Akteure zeigten den stehend applaudierenden Zuhörerinnen und Zuhörern, wie das aussieht: Bläserfamilie unter goldenem Blech.
Ganz wichtig: Die heute angesagtesten Blechkomponistinnen und -komponisten waren in dem umfangreichen Programm vertreten, das damit auch zu einer Demonstration wurde, wie ein kundig zusammengestelltes Repertoire alteingefahrene Gleise verlässt und aufregende, zeitgemäße Weichen einbaut.
Schön, dass Joachim Freitag und Roswitha Lambrecht vom Presbyterium und der Landesverband die hingebungsvolle, vorbildliche Arbeit des Teams Rottmayer-Vorstoffel mit Worten und Präsenten ehrten, schön, dass Matthias Vorstoffel einen Schluss- Segen sprach, der zu verstehen gab, dass die Welt mehr ist, als das, was wir sehen und was Hubble sieht. Ja, es gibt einen Gegenpol zu Krieg und Streit und „nicht miteinander reden können“, ja, es gibt den Urgrund aller Harmonie. Deswegen immer wieder und immer wieder neu: „Soli Deo Gloria“, Gott allein die Ehre. Das war vom Beginn 1950 an in notvoller Nachkriegszeit so, das gilt heute ein ¾-Jahrhundert später und wird, wollen wir´s hoffen, hinein in das Kommende klingen. Mit dem großen Finale von Jürgen Pfiester war das Konzert zum Ende gekommen, Getränke und Gebäck standen für jedermann parat und am Ausgang wurde die Spendentuba mit wenig Blech, dagegen ausgiebig von „Scheinwerfern“ bedient. Gut so.