Titel Logo
Talpost Lambrecht
Ausgabe 42/2025
Titelseite
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

50 Jahre Städtepartnerschaft Lambrecht – Blainville-sur-l’Eau

Herzlich Willkommen

Für die musikalische Unterhaltung des Abends sorgte Herrmann Dietrich

Der Gedenkstein wurde feierlich eingeweiht – die angebrachte Tafel soll dauerhaft an das 50-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Lambrecht und Blainville-sur-l’Eau erinnern

Beide Bürgermeister pflanzten zwei von Blainville mitgebrachte Mirabellenbäume – ein lebendiges Symbol dafür, dass die Freundschaft zwischen den Städten weiter wachsen und Früchte tragen soll.

Bürgermeister Olivier Martet überreichte ein Erinnerungsbrett aus Mirabellenholz an seinen Lambrechter Amtskollegen

Gruppenfoto am Sommerberg

Ins Goldene Buch der Stadt Lambrecht eingetragen

Beste Freunde: Bürgermeister Olivier Martet (Blainville-sur-l’Eau) und Andreas Ohler (Lambrecht)

Lambrecht. (sz) Am Samstag, den 4. Oktober 2025, wurde in Lambrecht ein ganz besonderes Jubiläum begangen: Die Städtepartnerschaft mit Blainville-sur-l’Eau in Lothringen feierte ihr 50-jähriges Bestehen. In der Pfalzakademie trafen sich Bürgerinnen und Bürger beider Städte, um ein halbes Jahrhundert deutsch-französischer Freundschaft zu würdigen und neue Impulse für die Zukunft zu setzen.

Auch wenn es lange Zeit still um die Partnerschaft geworden war, war der Anstoß zur Wiederbelebung ein voller Erfolg. Mit einem Reisebus waren über 30 Bürgerinnen und Bürger der französischen Partnerstadt angereist und wurden herzlich im Foyer der Pfalzakademie von über 40 Bürgern aus Lambrecht mit einem Sektempfang willkommen geheißen.

Ein Abend voller Begegnungen, Erinnerungen und Hoffnung

Nach den Grußworten der Bürgermeister Andreas Ohler (Lambrecht) und Olivier Martet (Blainville-sur-l’Eau) sowie dem obligatorischen Gruppenbild ging man gleich zum gemütlichen Teil des Abends über. Ein reichhaltiges Buffet im Saal der Pfalzakademie sorgte für das leibliche Wohl, während angeregte Gespräche, gemeinsame Erinnerungen und neue Bekanntschaften die Atmosphäre prägten.

Unterstützt wurde die Veranstaltung vom Deutsch-Französischen Bürgerfonds, der sich für zivilgesellschaftliche Begegnungen zwischen beiden Ländern einsetzt.

Die Zukunft gehört der Jugend

Nach dem Abendessen stand die Jugend im Mittelpunkt: Der Jugendgemeinderat (CMJ) aus Blainville stellte sich vor und präsentierte, unterlegt mit Fotografien, seine Arbeit und Aktivitäten. Sichtlich stolz auf die Präsentation waren Bürgermeister Olivier Martet und die französische Beigeordnete Nadia Dore, die das Jugendparlament betreut.

Craig Vautrin, Julie Boulanger und Marius Kongs waren als Vertreter des CMJ nach Lambrecht gereist. Die Jugendlichen Viktoria Zillich und Leonie Koch aus Lambrecht stellten die Arbeit des Blainviller Jugendgemeinderates, der sich an Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren richtet, auf Deutsch vor.

Aufmerksam verfolgte das Publikum den abwechslungsreichen Vortrag über die Veranstaltungen und Themen des CMJ und war sichtlich beeindruckt. Die Aufgabe des Jugendparlamentes ist es, jungen Menschen eine Stimme zu geben, Ideen zu sammeln und Projekte zur Verbesserung des kulturellen Lebens in der Gemeinde vorzuschlagen und bei der Umsetzung mitzuhelfen.

Die Jugendlichen lernen Sitzungen zu gestalten, helfen bei Seniorennachmittagen mit und führen Reisen durch – wie etwa eine „Reise zum Frieden“ nach Paris. Gemeinsam mit Lambrechter Jugendlichen wollen sie ein klares Zeichen dafür setzen, dass die Partnerschaft auch in kommenden Generationen durch engagierte Jugendliche weiterleben wird.

Olivier Martet regte an, dass solch ein Jugendparlament auch für Lambrecht eine großartige Sache wäre, über die sich die Stadt Gedanken machen sollte.

Markus Kern, der die Freiwillige Feuerwehr Lambrecht repräsentierte, würdigte das Engagement der Jugend von Blainville und zeigte sich zuversichtlich, dass sich auch zwischen den Feuerwehren – vor allem der Jugend – Verbindungen entwickeln werden, die beide Seiten bereichern. Er hob hervor, wie wichtig es ist, die Jugend in die Gestaltung der Zukunft mit einzubeziehen, da nur so viele Probleme zu lösen seien.

Erinnerungen, Musik und gelebte Freundschaft

Bürgermeister Andreas Ohler würdigte die Arbeit all jener, die zum Gelingen der Feierlichkeiten beigetragen hatten. Begrüßen konnte er auch Germain Courrier, der bereits vor 50 Jahren bei der Gründung der Städtepartnerschaft dabei war.

Erinnert wurde auch an das Lambrechter Urgestein Herbert Steiger, bekannt als „Kättel“, der in den frühen Jahren der Partnerschaft mit großem Engagement bei Festen in Blainville mitgewirkt hat.

Herrmann Dietrich, der als Lehrer der damaligen Hauptschule Lambrecht den Schüleraustausch nach Blainville selbst erlebt hatte, sorgte für die musikalische Unterhaltung des Abends. Auf der Gitarre begleitete er den deutsch-französischen gemischten Chor, der zuerst „Ein Jäger aus Kurpfalz“ und anschließend „Chevaliers de la table ronde“ anstimmte. Auch das Lied „Ja so en gude Palzwoi“ vom Pfälzer Original Kurt Dehn durfte nicht fehlen.

Der Arbeitskreis Blainville hatte Stellwände vorbereitet, an denen Fotos und Zeitungsartikel aus 50 Jahren Städtepartnerschaft zu sehen waren. Außerdem gab es die Gelegenheit, sich ins Goldene Buch der Stadt Lambrecht einzutragen.

Es wurde noch bis in die späte Nacht hinein gefeiert, geredet und gelacht. Dass nicht jeder die Sprache des anderen beherrschte, tat der Stimmung keinen Abbruch. „Wenn man sich sympathisch ist, dann versteht man sich auch ohne gemeinsame Sprache – eben mit Händen und Füßen“, versicherte Matthias Blitt, der mit seiner Frau Regina an den Feierlichkeiten teilnahm.

Ihr Vater, der leider bereits verstorbene Heimathistoriker Heinrich Himmler, war ein großer Freund und Unterstützer der Städtepartnerschaft gewesen und hätte sich über diese Wiederbelebung sicherlich sehr gefreut.

Auch Vertreter mehrerer Lambrechter Vereine waren anwesend. Diese sollen, so Bürgermeister Ohler, künftig mit ins Boot genommen werden, um die Partnerschaft mit Leben zu füllen. Fußballturniere, gemeinsame Feste und Aktivitäten sollen neue Freundschaften und Verbindungen zwischen den Menschen beider Städte schaffen.

Vielleicht ergeben sich wieder Freundschaften wie die zwischen dem Initiator der Wiederbelebung Thomas Eimer und Hubert Chery – oder sogar Ehen wie die von Sabine Schaeffer aus Blainville und Roland Schaeffer aus Lambrecht, die dank der Partnerschaft zueinander fanden.

Auf französischen Spuren

Am Sonntagmorgen wurden die Gäste aus Blainville an der Pfalzakademie abgeholt und begaben sich zu einem Grundstück unterhalb des Gebäudes der Verbandsgemeinde, um dort den Gedenkstein einzuweihen, der künftig an das 50-jährige Jubiläum der Städtepartnerschaft erinnert.

Der Stein wurde dankenswerterweise von der Firma Schaaf gestiftet und gesetzt.

Die Bürgermeister Andreas Ohler, Olivier Martet und die 1. Beigeordnete Martina Wode-Buser enthüllten unter großem Applaus den Stein mit der von Mitgliedern des Arbeitskreises gestalteten Gedenktafel.

Anschließend pflanzten die Bürgermeister zwei von Blainville mitgebrachte Mirabellenbäume, die – wie die Freundschaft zwischen den Städten – wachsen und Früchte tragen sollen. Als Vorgeschmack hatten die Blainviller zwei Kisten mit frisch geernteten Mirabellenfrüchten mitgebracht.

Als Gastgeschenk überreichte Bürgermeister Olivier Martet ein Erinnerungsbrett aus Mirabellenholz an seinen Lambrechter Amtskollegen, das sicher einen Ehrenplatz finden wird.

Trotz einsetzenden Regens begaben sich die Gäste gut gelaunt auf eine kleine Stadtführung „Auf französischen Spuren durch das ehemalige St. Lambrecht“. Der Arbeitskreis Blainville hatte dazu eine zweisprachige Broschüre erstellt, die an zehn Stationen Orte, Geschichten und Bauwerke vorstellt – vom Bahnhof bis zur Blainviller Straße.

Der aus Blainville stammende Hubert Chery übernahm spontan die Rolle des Gästeführers. Gegen 11 Uhr erwartete die Gruppe am Bahnsteig gespannt die Ankunft des Kuckucksbähnels, das pünktlich mit viel Dampf einfuhr und bei großen wie kleinen Gästen für Begeisterung sorgte.

Über den Geißbockbrunnen und die Friedrich-Ebert-Brücke ging es weiter zur ehemaligen Klosterkirche, wo Pfarrerin Sarah Schulze die Besuchergruppe empfing. Ein Jugendlicher aus Blainville durfte sogar die barocke Geib-Orgel spielen und erhielt für seine Darbietung großen Applaus.

Im Fenstersaal des Gemeinschaftshauses wurde anschließend ein kleiner Imbiss eingenommen, bevor es zum Privatmuseum von Mario Martignoni in der Wiesenstraße ging, wo an diesem Tag ein Trödelmarkt stattfand.

Gegen 16 Uhr trat die Reisegruppe die Rückfahrt an. War man zu Beginn noch etwas schüchtern und zurückhaltend, so merkte man bei der Verabschiedung, dass eine große Herzlichkeit und Freundschaft zwischen den Teilnehmern entstanden war. So mancher Franzose verabschiedete sich mit vier Wangenküssen – so, wie man es in der Familie macht.

Gelungener Neustart nach Jahren der Stille

Die Partnerschaft, die 1975 durch die damaligen Bürgermeister Erna Merkel und René Duclos ins Leben gerufen wurde, war in den letzten Jahren etwas eingeschlafen. Doch private Kontakte und das Engagement einzelner Bürger führten zu einem gelungenen freundschaftlichen Neustart.

Bereits dreimal war Blainville seitdem wieder in Lambrecht zu Besuch. Am 25. Oktober 2025 finden weitere Feierlichkeiten in Blainville statt – dann reist eine Lambrechter Delegation zum Gegenbesuch an.

Blick in die Zukunft

Die Stadt Lambrecht hat einen Arbeitskreis ins Leben gerufen, der sich der Belebung der Partnerschaft widmet. Unter der Leitung der 1. Beigeordneten Martina Wode-Buser sollen auch künftig gemeinsame Aktivitäten geplant und regelmäßige Begegnungen organisiert werden.

„Fünf Jahrzehnte gelebte Freundschaft sind ein wunderbarer Grund zum Feiern – und ein Auftrag, die Partnerschaft mit unserer Jugend lebendig in die Zukunft zu tragen“, betonte Bürgermeister Ohler.

Diese Feier war mehr als ein Jubiläum – sie war ein Versprechen, dass die deutsch-französische Freundschaft zwischen Lambrecht und Blainville-sur-l’Eau auch in den kommenden Jahrzehnten weiter blühen wird.

Wie es schon auf der Urkunde zum 10-jährigen Bestehen heißt, hoffen die Vertreter beider Städte, dass sich diese grenzenüberwindenden Begegnungen auch künftig fortsetzen und den Idealen des Friedens, der Freiheit und der dauerhaften Einigung zwischen den europäischen Ländern dienen.

Die Idee für ein Lambrechter Jugendparlament stieß bereits auf Begeisterung – es gibt sogar schon erste Bewerberinnen. Damit zeigt sich: Die Städtepartnerschaft inspiriert, verbindet und trägt ihre Früchte – besonders in den Herzen der Jugend.