Es gibt Monate, denen wir nur allzu gern Vorschusslorbeeren erteilen, und andere, von denen wir im vornherein zu wissen glauben, dass sie uns witterungsmäßig enttäuschen. Zu den ersteren gehören beispielswiese der Mai und der Oktober, zu den letzteren zählt zweifellos der November. Es hat sich freilich in diesem Jahr wieder einmal herausgestellt, dass der Oktober diese gute Meinung von freundlicher Witterung und klarem Himmel verdient – außer dem letzten verregneten Wochenende, dennoch hat er sich doch in weiten Strecken als freundlich erwiesen. Demnach brauchte also auch der November nicht unbedingt mit der allgemeinen Vorstellung übereinstimmen. Der „graue Monat“ kann durchaus sonnige Züge aufweisen, zumindest in seiner Mitte, wenn mit dem „Martinssommer“ eine Periode warmer, sonniger Witterung einsetzt, die nicht unbedingt an den Martinstag (11. 11.) gebunden ist, aber doch so in etwa in diesem Zeitraum auftritt. Man nimmt diesen plötzlichen Wärmerückfall als Gegenstück zu den Eisheiligen im Mai, die ja auch inmitten frühlingshafter Witterung noch einen Wintereinbruch bringen. Ebenso bringt sich gewissermaßen der Sommer noch einmal mitten im Herbst in freundlicher Erinnerung. Sonst freilich hat der November nicht viel Erfreuliches aufzuweisen. In seine trüben Tage packte man alle Feste und Gedenktage, die mit Tod und Besinnung in Zusammenhang stehen, wie beispielsweise Allerheiligen und Allerseelen, Volkstrauertag und Totengedenktag, Buß- und Bettag. Und trotzdem schlich sich ein sehr gegensätzlicher Termin in diese Wochen: am 11. 11. begeht man in jedem Jahr den Beginn der Karnevalsaison. Verständlicherweise wendet sich unser Leben in diesen Wochen mehr nach innen: man genießt das Daheimsein und die Geborgenheit in seinen vier Wänden, mit Büchern und Gesprächen, Rundfunk und Fernsehen. Das Jahr neigt sich seinem Ende zu. Ehe wir den Trubel und die Vorfreude der Advents- und Weihnachtstage erleben, gibt es noch eine kurze Periode der Selbstbesinnung... und die sollten wir nutzen!