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Talpost Lambrecht
Ausgabe 44/2024
Stadt Lambrecht (Pfalz)
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In alten Zeitungen gestöbert

von Harald König

In alten Zeitungen blättern und herausfinden, was damals so los war – das klingt unglaublich spannend und weckt die Neugier auf alte Geschichten. Nicht die Nachrichten von gestern, sondern wirklich alte Artikel, 100 Jahre und mehr zurück. Was wurde damals über unsere Talgemeinden in der Zeitung geschrieben?

Diesmal führt uns die Zeitreise ins Jahr 1865. Im Pfälzer Kurier vom 16.05.1865 wird über eine Bitte des damaligen Presbyteriums zur Wiederbesetzung der prot. Pfarrei berichtet.

Für diejenigen, die die Schrift nicht lesen können:

Vermischte Nachrichten

Aus dem Neustadter Thale. 12. Mai.

Sicherem Vernehmen nach ging heute eine, von sämtlichen Mitgliedern des Presbyteriums in Lambrecht unterzeichnete Eingabe an das k. Consistorium in Speyer ab, worin dasselbe ersucht wird, bei Wiederbesetzung der prot. Pfarrei Lambrecht nur auf einen humanen, im Geist und Sinne der Union wirkenden Geistlichen Bedacht zu nehmen. Einen Mann, der es verstehe, wie die Herren Schmitt und Ritter, sich die Liebe, die Achtung und das Vertrauen der Gemeindemitglieder zu erwerben, und nicht, wie die Herren Mediens und Guth, der Gemeinde schroff gegenüberstehen.

Es ist in gedachter Eingabe hervorzuheben, wie durch das Wirken der beiden letztgenannten Geistlichen wahres Christentum und echt kirchliche Besinnung in Lambrecht nicht gewonnen haben und zu befüchten ist, daß, wenn dieser bereits 14 Jahre währende, bedauernswürdige Zustand noch länger fortbestehe, alles religiöse Leben in der Gemeinde zu Grunde gehen und die Liebe zur Union in den Herzen der Gemeindeglieder erhalten werde. Vor allen Dingen erlaubt sich das Presbyterium die Bitte, die Gemeinde Lambrecht mit einem der 92 Geistlichen, welche das Anathema gegen Herrn Dr. Schenke ausgesprochen haben, zu verschonen und erklärt schließlich, daß es stolz darauf sei sagen zu können, die von ihm ausgesprochene Bitte sei der Wuinsch und Wille der ganzen Gemeinde, in welcher sich schwerlich ein Dutzend Männer finden lassen würden, denen das gesagte nicht aus der dem Herzen gesprechen ist.

Anmerkung: Von 1851 bis 1855 war E.F.H. Medicus Pfarrer in Lambrecht. Ihm folgte Pfarrer Heinrich Guth, der von 1856 bis 1865 in der Gemeinde tätig war. Diese Zeitspanne beträgt genau 14 Jahre, wie im Bittschreiben beschrieben.

Guths Nachfolger war Jakob Friedrich Mentzel. Ob dieser Pfarrer den Wünschen des Presbyteriums entsprach, ist mir leider nicht bekannt. Pfarrer Mentzel war von 1865 bis 1874 in der Lambrechter Gemeinde tätig. Ihm wurde per Allerhöchstem Reskript am 13. August 1874 die protestantische Pfarrstelle in Konken verliehen. In der Stadtchronik, Seite 212, wird Pfarrer Mentzel mit dem Vornamen "Joh. Fr." aufgeführt.

Pfarrer Heinrich Guth wurde die Pfarrstelle in Grünstadt im Dekanat Frankenthal am 24. Februar 1865 durch Seine Majestät, den König, allergnädigst verliehen.