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Talpost Lambrecht
Ausgabe 45/2022
Tal-Büttel schellt aus
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Büttel 45

Der morgige Martinstag erinnert an St. Martin, Bischof von Tours, der schon zu Lebzeiten eine Legende war. Seine Missionsreisen führten ihn durch das ganze Bistum. Von Wundertaten und Wunderheilungen wurde berichtet. Ihm zu Ehren entstanden Martinskirchen wie beispielsweise in Trier, Köln, Fürth oder Bamberg. Der Martinstag in heutiger Zeit ist nicht nur mit den Laternenumzügen ein Fest für Kinder. Ein alter Brauch in Köln ist am Martinsabend das Trinken von neuem Wein des Jahres zum Gedenken an den heiligen Martin. Der Legende nach soll Martin dem schwedischen König Olaf Tryggvason im Traum erschienen sein. Der Heilige hat von ihm gefordert, die Götter nicht mehr durch Trankopfer zu ehren, sondern die „Martinsminne“ statt der Odinsminne einzuführen. Der erste Wein eines Jahrgangs wird Martinsminne genannt, weil er am Martinstag dem 11. November auf den Tisch kommt. Bei der Verkostung des ersten neuen Weines, der Martinsminne, darf die Martinsgans natürlich nicht fehlen. Und vielerorts wurde der Heilige Martin auch deshalb zum Patron des Gänseschmauses und der Gastwirte erwählt.

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Am morgigen 11. 11. beginnt die Fasnacht, teils mit Rathauserstürmungen und Schlüsselübergaben an die Narren. Warum der Fasnachtsbeginn der 11.11. ist, weiß man nicht genau, Vermutungen gibt es jedoch viele. So ist 11 eine Schnapszahl, eine „Narrenzahl“ wie man im Mittelalter gesagt hätte: Einer mehr als die zehn Finger und einer weniger als die zwölf Apostel. Nichts Halbes und nichts Ganzes. Außerdem war früher am Martinstag eine Fastenzeit die bis Weihnachten dauerte. Da wollte man am 11. November noch mal richtig reinhauen und auf den Tischen tanzen. Auch heute halten sich die Fasnachter an die Zahl „11“. Die Sitzungen beginnen nicht zur vollen Stunde, sondern elf Minuten später und werden geleitet vom Elferrat. Als Alternative hat sich der Halbstunden-Sitzungsbeginn auf „dreimal elf Minuten“ eingebürgert. Die Zeit nach dem 11.11. endet abrupt, an diesem Tag ist die Hölle los, dann kehrt fasnachtliche Ruhe ein und erst im neuen Jahr geht es mit Sitzungen und anderen Veranstaltungen so richtig los.

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Mit dem 11. November war das bäuerliche Arbeitsjahr zu Ende. Am Tag des heiligen Martin wurden die Tiere ein letztes Mal auf die Weide getrieben. Der Martinstag war auch Zahl- und Abgabetag. Mit den an diesem Tag scheidenden Saisonarbeitskräften traf man sich zum letzten Festmahl, bei dem oft ein frisch geschlachtetes Federvieh auf den Tisch kam.

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Zahlreiche bäuerliche Wetterregeln beziehen sich auf den Martinstag: „Wenn’s Laub vor Martini fällt, kommt eine große Winterkält“, „Wie St. Martin führt sich ein, soll zumeist der Winter sein“, „St. Martin ist ein harter Mann für den, der nicht bezahlen kann“, „St. Martin kommt nach alten Sitten gern auf dem Schimmel angeritten“, „Kehrt Martin ein, ist jeder Most schon Wein“, „Ist St. Martin trüb, wird der Winter lind und lieb; ist er aber hell, macht er Eis gar schnell!“

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Ein Beispiel, wie Stadt- oder Gemeindespitzen mit ihren Bürger*innen auch außerhalb des Rathauses ins Gespräch kommen, wird in Kaiserslautern erfolgreich praktiziert. So lädt zum Beispiel Bürgermeisterin Beate Kimmel am Dienstag zwischen 11 und 12 Uhr zu „Marktgesprächen“ auf den Stiftsplatz ein. Bürgerinnen und Bürger haben dann die Gelegenheit, mit der Bürgermeisterin ins Gespräch zu kommen. Auch Kritik ist selbstverständlich willkommen. Beate Kimmel wird auf dem Wochenmarkt unterwegs sein, einen eingerichteten Treffpunkt gibt es nicht.

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Der Spruch zum Schmunzeln: „Dass Kinder erwachsen sind, merkt man daran, dass sie nicht mehr fragen, woher sie kommen – und nicht mehr sagen, wohin sie gehen!“