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Talpost Lambrecht
Ausgabe 45/2024
Tal-Büttel schellt aus
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Büttel 45

Nebelung oder Nebelmond hieß der November früher, eine Bezeichnung, die auch heute oft noch passend wäre, da sich um diese Jahreszeit oft beharrlich der Nebel hält. Die Bauern brachten als letzte Ernte die Krautköpfe und Runkelrüben ein. War alle Feldarbeit getan, gingen die Männer in den Wald, um Holz zu fällen. Die Frauen begannen den gedörrten Flachs zu brechen und zu bearbeiten. Außerdem musste die Vorratskammer ständig kontrolliert werden, das eingelagerte Obst und Gemüse sollte ja über den ganzen Winter reichen.

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Mit dem 11. November war das bäuerliche Arbeitsjahr zu Ende. Am Tag des heiligen Martin wurden die Tiere ein letztes Mal auf die Weide getrieben. Der Martinstag war auch Zahl- und Abgabetag. Mit den an diesem Tag scheidenden Saisonarbeitskräften traf man sich zum letzten Festmahl, bei dem oft ein frisch geschlachtetes Federvieh auf den Tisch kam.

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Der Martinstag mit den Laternenumzügen am kommenden Montag ist nicht nur ein Fest für Kinder. Ein alter Brauch in Köln ist am Martinsabend das Trinken von neuem Wein des Jahres zum Gedenken an den heiligen Martin. Der Legende nach soll Martin dem schwedischen König Olaf Tryggvason im Traum erschienen sein. Der Heilige hat von ihm gefordert, die Götter nicht mehr durch Trankopfer zu ehren, sondern die „Martinsminne“ statt der Odinsminne einzuführen. Martin, Bischof von Tours, war schon zu Lebzeiten eine Legende. Seine Missionsreisen führten ihn durch das ganze Bistum. Von Wundertaten und Wunderheilungen wurde berichtet. Ihm zu Ehren entstanden Martinskirchen u.a. in Trier, Köln, Fürth und Bamberg.

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Der November ist reich an bäuerlichen Wetterweisheiten: „November nass – bringt jedem was“, „Willst du den Futterstand verbessern, musst im November die Wiesen wässern“, „Der reiche Bauer weiß es wohl, dass man im November wässern soll“, „Friert im November zeitig das Wasser, dann ist’s im Januar um so nasser“, „Wenn der November regnet und frostet, dies der Saat das Leben kostet“, Ist der November kalt und klar, wird trüb und mild der Januar“, „Ist im November die Buche im Saft, viel Nässe dann der Winter schafft“, Hängt’s Laub in den November rein, wird der Winter lange sein“, „Wenn’s im November blitzt und kracht, im nächsten Jahr der Bauer lacht“, „Tummelt sich im November die Haselmaus, bleibt der Winter noch lange aus“, „Der Mai kommt gezogen, wie der November verflogen“.

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Eine Zäsur in der Weltgeschichte: Im Jahr 1917 übernahmen die Bolschewiki unter Führung von Wladimir Iljitsch Lenin und Leo Trotzki gewaltsam die Macht in Russland. Sie schafften die Doppelherrschaft aus Parlament und Arbeiter- und Soldatenräten ab und begründeten die sozialistische Sowjetrepublik. Der Oktoberrevolution folgte ein zweijähriger Bürgerkrieg, in dem die „Rote Armee“ der Bolschewiki gegen die „Weiße Armee“, die sich aus unterschiedlichen politischen Gruppen zusammensetzte, kämpfte. Dass der Tag der Oktoberrevolution in den November fällt, liegt daran, dass Russland im Jahr 1917 noch den Julianischen Kalender hatte. Nach diesem fand die Machtergreifung der Bolschewiki mit dem Sturm auf das Winterpalais am 25. Oktober statt.

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Ein besonderer Tag in der deutschen Geschichte: Der 9. November markiert diktatorische und demokratische Entwicklungen gleichermaßen. Auf den Tag fallen der Hitler-Ludendorff-Putsch (1923) und die Reichspogromnacht (1938). Einen anderen Weg markieren die Ausrufung der Republik (1918) durch Philipp Scheidemann und schließlich der Mauerfall (1989).

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Der erste Herzkatheter wurde vor 95 Jahren gelegt: Der 25-jährige Assistenzarzt Werner Forßmann führte im Jahre 1929 im Krankenhaus in Eberswalde als erster Mediziner eine Herzkatheteruntersuchung am Menschen durch – und zwar an sich selbst. Forßmann legte einen Katheter durch die Ellenbeugenvene ins Herz und hielt sein Experiment auf einer Röntgenaufnahme fest. Am 5. November 1929 wurden seine Erkenntnisse veröffentlicht.

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Der Spruch zur Empfehlung: „Spaß bei der Arbeit ist die beste Motivation“!