Der kommende Montag, der Ehrentag des Heiligen Martin, beschließt auf dem Lande das wirtschaftliche Jahr. Und daraus erklärt sich auch, dass dieser Termin seit alters her keine allzu große Beliebtheit genießt. Mussten doch an ihm Zinsen und Pachtgeld, der Zehnte, die Fristen, das Gefälle und wie die bäuerlichen Abgaben sonst noch heißen, bezahlt werden. Und nicht umsonst sagt ein Spruch vom „Zinsheiligen“: „St. Martin ist ein harter Mann für den, der nicht bezahlen kann“. Viele Bauernweisheiten und Wetterregeln beziehen sich auf diesen Tag. Klare Witterung soll baldigen Frost verkünden, denn „ist St. Martin hell, kommt der Winter schnell“. Ist dagegen „Martinstag ein trüber Tag, so folgt ein gelinder Winter nach“. Wenn es Schnee geben sollte, dann wird uns das nach der Witterung der vergangenen Wochen nicht weiter erstaunen. Aber man rechnet auch in ganz normalen Jahren jetzt damit, und ein alter Spruch meint: „St. Martin kommt nach alten Sitten gern auf einem Schimmel geritten“. Auf jeden Fall dürfte die Behauptung zutreffen: „Sankt Martin treibt an den Kamin“. Auf dem Lande leben noch viele Bräuche zu diesem Tag, den man gerne mit reichlichen Speisen und guten Getränken feiert. In manchen Gegenden ist auch heute noch der Martinsschmaus mit Martinsgans und Martinshörnchen üblich, zum Zeichen dafür, dass Korn und Weinernte beendet sind. Und am Abend ziehen die Kinder mit den Laternen durch die Straßen – und mancherorts flammen auf den Bergen die Martinsfeuer auf.