Lars Reichow erläutert die Corona 3 G-Regel auf pfälzisch: „gegesse-getrunke-geschlofe“.
Mal ernst mal heiter, so sprach und sang der Kabarettist Lars Reichow bei seinem Gastauftritt in Lambrecht.
(ve) Ein Mann, der drei Mikrophone und ein Headset und die entsprechenden Lautsprecher nacheinander zum Glühen brachte, das war der Kabarettist, Organist und Sänger Lars Reichow, der seinem Beinamen „Der Klaviator“ alle Ehre machte und den vollbesetzten Saal des Gemeinschaftshauses zum Toben brachte. Er erschloss sich von Beginn an die Sympathie der Gäste, denn er freue sich, endlich einmal in seiner Lieblingsstadt Lambrecht und mal wieder in der schönen Pfalz zu Gast zu sein. Es sei damit für ihn regelrecht „ein Traum in Erfüllung“ gegangen und damit hatte er von Beginn an seine Zuhörer „im Sack“, die erwartungsvoll seinen Liedern und den Vorträgen folgten. Er sorgte gleich für Klarheit, denn bei seinem angekündigten „Wunschkonzert“ konnte sich niemand etwas wünschen, vielmehr bestand das Wunschkonzert aus seinen eigenen „Wünschen“, die er präsentierte, bei denen er das so „intakte“ öffentliche Leben regelrecht nach seinem Wunsch „zerlegte“.
Der Klaviator spielte perfekt die gesamte Klaviatur des Lebens und schreckte vor niemand zurück. Der Landesregierung galt seine kabarettistische Beurteilung ebenso wie dem Rosenmontagsumzug, der nach der Pandemieunterbrechung durch ganz Deutschland und somit auch durch Lambrecht ziehen werde. Auch der Liebe, vermischt mit weiteren Frauengeschichten, galten seine Ausführungen, wobei ihm die schönsten Frauen auch im Neidenfels und Elmstein über den Wege gelaufen waren.
Die Regierungschefs von Europa „nahm er sich zur Brust“ wobei er sein großes schauspielerisches Talent beweisen konnte. Auch optische Effekte flossen in seine Vorträge passend ein, so leuchtete der Bühnenhintergrund lilafarben, als er die Kirche in die Schusslinie brachte. Kein gutes Bild zeichnete Reichow über den Vatikan und die Kirchenoberen, sie redeten allenfalls nur „Rhabarber und Sülze“. Feinsinnig kommentierte er häuslichen kleinen Probleme mit den Fernbedienungen von Gerätschaften, ähnlich waren die Erlebnisse mit dem „Dusche-Schlauch“. Höhepunkt der Beobachtung zu Hause war die Frage zwischen Mann und Frau mit dem Hinweis auf „wer merkt’s und wer macht’s“! Ironisch festgestellt und gewürdigt hat Lars Reichow die Vielzahl der Apps, ohne die kein normales Leben mehr möglich erscheint. Tiefgründig, offen und nachdenklich kam seine Zugabe im Saal an über die augenblicklichen Kriegshandlungen in der Ukraine mit dem Überfall auf ein friedliches Volk. In der „Vor-Zugabe“ registrierte Lars Reichow den Applaus der Lambrechter Gäste, nach der „Kriegs-Zugabe“ ließ er sie jedoch nachdenklich zurück.
Nach Belieben wechselte Lars Reichow in seiner „Ein-Mann-Schau“ vom Mikrophon an seinem Werbepult mit Keyboard zum Stehtisch, an dem er gerne über sich und die Welt plauderte bis zum Flügel, dem er als Pianist die schönsten aber auch schrillsten Töne in Dur und Moll entlockte. Als hellwacher Kabarettist kam er nie in Verlegenheit, denn er schloss seine Zuhörer in das Ganze mit ein, so schob er in seine Pointen überraschende Augenblickgags ein, wenn im Saal ein Fenster offenstand, eine Flasche umfiel oder ein Handy piepste, nach dem Motto „alles so gewollt“… oder „soll ich nochmal von vorne beginen?“ Lars Reichow präsentierte sich als tiefsinniger Beobachter des kulturellen, des politischen und des kirchlichen Lebens, wobei er gnadenlos aufräumte, manchmal harmlos verpackt, meist jedoch in beißender Offenheit. Dabei bewegte er sich mit Pointen nicht in einer Scheinwelt, vielmehr offenbarte er die verblüffenden Resonanzen in seinem sprühenden Sprachwitz, teils in rheinhessischem Dialekt untermalt. Jedenfalls war das Tal-Publikum begeistert und entließ diesen Mainzer Kabarettisten und Allround-Künstler mit seiner perfekt geschliffenen Sprache, geschulter prägnanter Stimme und außerordentlicher Musikalität erst nach den Zugaben. Ermöglicht hat das Gastspiel von Lars Reichow der Lambrechter Veranstalter Eric Glaßer.