Die drei Opfer des Separatistenüberfalls waren in der 1914 neu errichteten Lambrechter Friedhofhalle aufgebahrt.
Ganz Lambrecht, jung und alt, arm und reich, folgte dem Totengeläute zur Friedhofshalle, wo die drei braven Menschen zwischen Blumen und Kränzen aufgebahrt waren, die Opfer des Separatistenüberfalls am 8. November 1923 wurden. Nach einem Gebet von Pfarrer Alexander wurden die Särge unter den von Oberlehrer Weiland gespielten Harmoniumweisen von Freunden und Kollegen zu Grabe getragen. Die Stadtkapelle Rottmann spielte einen Trauermarsch, der Arbeitergesangverein „Liedesfreiheit“ sang ein erhebendes Lied worauf Pfarrer Alexander die Trauerrede hielt, so berichtete damals die Talpost.
Der Pfarrer würdigte den Gesamtwillen der Pfälzer gegen die separatistischen Bestrebungen der Loslösung der Pfalz aus dem damaligen Deutschen Reich und der Bildung einer autonomen Republik Pfalz: Durch den Widerstand war Lambrecht plötzlich in einer Lage, als „ob wir uns mitten im Kriege“ befänden. Aus allen Richtungen drangen Bewaffnete auf die fliehenden Bewohner in unserem Ort ein. Kriegsgeschrei und Gewehrgeknatter, das Schreien der Fliehenden und das Jammern der Verwundeten ertönte durch die Straßen. Circa eine Dreiviertel Stunde dauerte der Kampf, es trat allmählich Ruhe wieder ein, die Bewaffneten zogen sich zurück und da erkannte man erst den Schaden, der durch diesen Überfall angerichtet war. Vier Opfer, wehrlose Leute, lauter ruhige, brave, arbeitsame Männer lagen auf der Straße, von Kugeln durchbohrt. Der erste verschied unmittelbar nach einem erhaltenen Schuss, der zweite noch an demselben Abend, der dritte am Abend des nächsten Tages. Das vierte Opfer, von einer Kugel in die Brust getroffen, befindet sich auf dem Wege der Besserung.
Links des Aufganges zur damals neu 1914 in Dienst gestellten und mittlerweile durch einen Neubau ersetzten Friedhofhalle hatte die Stadt drei Ehrengräber den Opfern gewidmet. Pfarrer Alexander führte aus: „Im Grab in der Mitte wird Wilhelm Elsässer (72) bestattet“. Zu Beerfelden in Hessen geboren kam er Anfang der 1880er Jahre noch Lambrecht und arbeitete fast ununterbrochen in der Tuchfabrik Gebr. Haas. In das andere Grab, rechts daneben wurde Werkmeister Friedrich Macht (44) bestattet. Er kam vor 17 Jahren aus Grimitschau in Sachsen und arbeitete als Webmeister in der Tuchfabrik J.J. Marx. Er arbeitete während des Ersten Weltkrieges als Sanitäter auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen. „Der, den die Kugel im Felde verschonte, fiel vom feindlichen Geschosse getroffen, als er über den Fabrikhof sich zu seiner Familie begeben wollte“ führte Pfarrer Alexander aus. Das dritte Opfer war Heinrich Selinger (49). Nach der Schulzeit trat er in die Tuchfabrik Heinrich Botzong ein, wo er seitdem ununterbrochen arbeitete. Eine Kugel traf ihn in der Unteren Marktstraße auf dem Wege nach Hause.
Zahlreiche Nachrufe der Tuchfabriken und von Vereinen wurden gesprochen, so kondolierten persönlich Kommerzienrat Hans Marx für die Tuchfabrik J.J. Marx, Dr. Helm für die Tuchfabrik Heinrich Botzong und Herr Schenka für die Tuchfabrik Gebrüder Haas.