Titel Logo
Talpost Lambrecht
Ausgabe 46/2023
Lokalspitze
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Volkstrauertag: Für Frieden und Versöhnung

Zwei Wochen vor dem Ersten Advent begehen wir den Volkstrauertag. Als staatlicher Feiertag wurde er nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt, um der gefallenen Soldaten zu gedenken. Die Nationalsozialisten funktionierten den Tag zum „Heldengedenktag" um. Nach dem Krieg griff der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die Ursprungsidee wieder auf. Seit 1952 wird der Volkstrauertag am Ende des Kirchenjahres begangen, am Sonntag vor dem Ewigkeitssonntag oder Totensonntag. Im Mittelpunkt steht zunächst das Gedenken an die Opfer beider Weltkriege. Darüber hinaus erinnert der Bundespräsident in einem öffentlichen Totengedenken an die Opfer von Gewalt und Krieg weltweit und an all die Menschen, die durch Terrorismus, politische Verfolgung, Hass oder Gewalt starben.

„Leiden zu lindern, Wunden zu heilen, aber auch Tote zu ehren, Verlorene zu beklagen, bedeutet Abkehr von Hass, bedeutet Hinkehr zur Liebe, und unsere Welt hat die Liebe not." Mit diesen Worten erinnerte der damalige Reichstagspräsident Paul Löbe (SPD) – vor über einhundert Jahren - 1922 im Berliner Reichstag an das Leid der Menschen im und nach dem Ersten Weltkrieg. Anlass war die erste Feierstunde zum Volkstrauertag. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hatte den Gedenktag für die gefallenen Soldaten angeregt. Heute erinnern die Menschen in Deutschland mit dem „stillen Feiertag“ an alle Kriegstoten und die Opfer von Gewaltherrschaft aller Nationen. Die Flaggen an öffentlichen Gebäuden wehen auf Halbmast, Tanz- und Musikveranstaltungen sind nur mit Einschränkungen erlaubt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzte sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge erneut für einen nationalen Gedenktag für die Kriegstoten ein. Im Bundestag gab es 1949 jedoch keine Zustimmung für einen nationalen Trauertag. Schließlich empfahl ein breites Bündnis von Politik und Kirchen den Bundesländern, den zweiten Sonntag vor dem ersten Advent als Volkstrauertag zu schützen. Eine Woche später gedenkt die Evangelische Kirche mit dem Toten- oder Ewigkeitssonntag aller Verstorbenen. Als gesetzlicher Feiertag gilt der Volkstrauertag nicht.

Seit 1950 findet im Deutschen Bundestag eine zentrale Feierstunde zum Volkstrauertag statt, an der auch der jeweilige Bundespräsident sowie der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin teilnehmen. Offizieller Veranstalter ist der Volksbund. Traditionell spricht der Bundespräsident dabei das sogenannte Totengedenken: „Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker."