Die prot. Kindertagesstätte Arche Noah soll in die Bauträgerschaft der Stadt übergehen. Eine Sanierung, Aufstockung oder Neubau an anderer Stelle wird jetzt im Stadtrat zur Entscheidung anstehen.
Mit der besonderen Problematik zur Zukunft der Kindertagesstätte Arche Noah beschäftigte sich der Stadtrat Lambrecht. Die prot. Kirchengemeinde hatte angekündigt, die Bauträgerschaft der Kita an die Stadt zu übertragen, diese ließ nun ein Bausubstanzgutachten durch das Ingenieurbüro Er+R aus Kaiserslautern durchführen. Nach Auswertung aller Schäden müsse bei einer Sanierung das Gebäude zu einer „Rohbaustufe“ zurückgeführt werden, um es anschließend neu aufzubauen. Auch eine solche Maßnahme sei weiterhin mit hohen Risikoproblemen behaftet, führte Martin Reitmeier vom Büro Er+R aus, denn die Statik lasse erwarten, dass eine Aufstockung des Gebäudes nur mit einer eigenen Fundamentierung „als Gerüst um den Altbau“, als „Krake“, erfolgen könne.
Das Gutachten zu dem 1972 errichteten Gebäude, das 1982 ein Walmdach erhielt und anschließend weitere bauliche Veränderungen erfuhr, offenbart eine lange Mängelliste, die auf 75 Seiten des Gutachtens festgehalten wurden. Stichworte aus dem in Blitzeseile vorgestellten Gutachten, angereichert mit Beweisfotos waren ungedämmte Außenwände, veraltete Heiztechnik, Feuchtigkeit mit Schimmelbildung, Schadstoffbelastete Dacheindeckung, ungenügender Brandschutz, veraltete Haustechnik samt Kanalleitungen und weitere Auffälligkeiten größeren und kleineren Ursprungs. Einzig die 2010 erneuerten sanitären Anlagen könnten belassen werden. In der Vergangenheit seien meist nur Schönheitsreparaturen durchgeführt worden. Bei einer angedachten Aufstockung des Gebäudes für zwei weitere Gruppen ist die Freifläche um die Kindertagesstätte nicht ausreichend, ermittelte der Planer. Er berechnete eine Sanierung des Gebäudes im Bestand auf 2,97 Millionen Euro, sollte das Gebäude aufgestockt werden erhöht sich die Investition auf 4,6 Millionen Euro. „Die zu erwartenden 4,6 Millionen Euro sind zuviel Geld für die Sanierung, wenn man für ähnliches Geld an anderer Stelle einen Neubau erhalten kann“ resümierte Martin Reitmeier.
Die Vorstellung des Bausubstanzgutachtens leitete über zu einem angedachten Neubau einer Kita samt dem Vergleich der möglichen Varianten, Reitmeier legte gleich fünf Alternativen mit einem Kostenrahmen vor: Der Neubau einer zweigruppigen Kita beim Gemeinschaftshaus (wie bereits vor einiger Zeit vorgestellt) kostet 3.130.000 Euro. Gleichzeitig muss die dreigruppige Arche Noah saniert werden mit 2.977.500 Euro Kosten. (Beide Varianten müssen umgesetzt werden, um fünf Gruppen zu schaffen). Die Aufstockung der Arche Noah für fünf Gruppen würde 4.608.000 Euro erfordern. Als weitere Variante brachte der Planer das Gelände des Tuchmacherplatzes wieder ins Gespräch, wo auf dem flachen Baugrundstück mit ausreichendem Außenspielgelände für fünf Gruppen gebaut werden könnte mit Kosten von 4.385.000 Euro.
Der wohl spektakulärste Vorschlag – und zukunftsweisend – schließt das Gemeinschaftshaus mit ein, das seit Jahren das finanzielle „Sorgenkind“ der Stadt ist. Dieser Vorschlag sieht den Abriss des Gemeinschaftshauses vor mit anschließendem Neubau eines fünfgruppigen Kindergartens und dem Neubau eines Saales für städtische Veranstaltungen samt Nebenräumen. Einschließlich dem Abriss des jetzigen Gemeinschaftshauses wurden dafür Kosten von 5.356.000 Euro angegeben.
Das Gutachten und die Neubau-Varianten hatte Stadtbürgermeister Karl-Günter Müller bis zur Ratssitzung für alle Beteiligten „unter Verschluss“ gehalten, weshalb die Kommentare der Ratsmitglieder „verhalten“ blieben. Die Vorschläge müssen nun genau analysiert werden, nach Vor- und Nachteilen „abgeklopft“ werden, was im Rahmen einer Klausurtagung mit den Fraktionsvorsitzenden am 7. Dezember erfolgt. In alle Planungen einfließen muss natürlich die Finanzierung und es sind Kontakte zur Kreisverwaltung und zum Land erforderlich. Stadtbürgermeister Karl-Günter Müller strebt eine weitgehende Übereinstimmung im Rat an, eine Kampfabstimmung über die Zukunft des Kindergartens und des Gemeinschaftshauses soll es nicht geben.