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Talpost Lambrecht
Ausgabe 47/2025
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Gemeinsame Totenehrung und Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Lambrecht

Ansprache von Stadtbürgermeister Andreas Ohler

Pfarrer Christoph Herr

Kranzniederlegung am Ehrenmahl

Worte zur Totenehrung vom 1. Kreisbeigeordneten Timo Jordan

Worte zur Totenehrung von Pfarrerin Sarah Schulze

K.u.K. Blechbläserquintett

Lambrecht. (hk) Die gemeinsame Totenehrung und Gedenkfeier zum Volkstrauertag der Ortsgemeinden in der Verbandsgemeinde Lambrecht (Pfalz) und der Stadt Lambrecht (Pfalz) fand am Sonntagmorgen auf dem Friedhof in Lambrecht statt. Im Mittelpunkt der Feier stand das Gedenken an die Kriegstoten sowie die Opfer von Gewaltherrschaft und Terror.

Die Zahl der Teilnehmenden blieb überschaubar; überwiegend waren Vertreter aus Politik sowie den beteiligten Organisationen anwesend. Wie vielerorts zeigt sich auch in Lambrecht, dass der Volkstrauertag im öffentlichen Bewusstsein an Bedeutung verloren hat – selbst vor dem Hintergrund aktueller sicherheitspolitischer Debatten wie der Diskussion um die Wehrpflicht.

In seiner Begrüßungsansprache erinnerte Stadtbürgermeister Andreas Ohler an alle Opfer von Krieg und Gewalt. Einen besonderen Schwerpunkt legte er auf die Bundeswehrsoldaten und Einsatzkräfte, die im Dienst ihr Leben verloren haben.

Ohler griff zentrale Gedanken aus dem Beitrag „Gedenken in der Bundeswehr“ von Dr. Julia Nordmann auf und schilderte exemplarisch das Karfreitagsgefecht bei Kundus im Jahr 2010, bei dem drei deutsche Soldaten fielen. Dieses Ereignis markiere einen Wendepunkt in der Geschichte der Bundeswehr, denn erstmals seit 1945 standen deutsche Soldaten wieder in einem offenen Kriegseinsatz. Insgesamt kamen zwischen 2002 und 2021 fünfunddreißig deutsche Soldaten am Hindukusch durch Fremdeinwirkung ums Leben.

Er beleuchtete die Entwicklung einer militärischen Trauer- und Gedenkkultur, die ihren Ursprung in den Feldlagern Afghanistans hat. Dort schufen die Soldaten in Ehrenhainen persönliche Orte des Andenkens für ihre gefallenen Kameraden – mit Symbolen, Erinnerungsstücken und Gedenktafeln. Aus dieser kameradschaftlichen Erinnerung sei Schritt für Schritt ein öffentliches, staatlich getragenes Gedenken entstanden. Ausdruck dessen ist unter anderem das 2009 eingeweihte Ehrenmal der Bundeswehr in Berlin, das allen im Dienst verstorbenen Soldatinnen und Soldaten gewidmet ist.

Auch heute, so Ohler, gebe es vielfältige Formen des militärischen Gedenkens: von benannten Kasernen über Ehrenräume und Monumente bis hin zu symbolischen Aktionen wie dem „Leeren Stuhl“. Gerade in Zeiten neuer internationaler Konflikte wachse die Bedeutung eines würdigen Erinnerns – im Wald der Erinnerung, am Ehrenmal der Bundeswehr und an den Gräbern der Kriegstoten.

In seiner Ansprache zum Volkstrauertag erinnerte der katholische Pfarrer Christoph Herr an die persönlichen Spuren von Krieg und Verlust in seiner eigenen Familiengeschichte. Sein Urgroßvater, ein einfacher badischer Landwehrsoldat, fiel bereits wenige Wochen nach Beginn des Ersten Weltkriegs – stellvertretend für Millionen Menschen, die in der „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ ihr Leben verloren.

Pfarrer Herr spannte den Bogen von den Schrecken des Ersten und Zweiten Weltkriegs bis hin zu den aktuellen Konflikten in Europa und im Nahen Osten. Der Volkstrauertag sei ein Tag des Rückblicks und des Lernens aus der Geschichte, aber ebenso ein Anlass, den Blick hoffnungsvoll in die Zukunft zu richten.

Als zentrale Botschaft stellte er die biblische Friedensvision des Propheten Micha in den Mittelpunkt: Schwerter sollen zu Pflugscharen umgeschmiedet werden, Nationen nicht mehr gegeneinander Krieg führen, und jeder Mensch solle in Sicherheit unter seinem Weinstock und Feigenbaum leben können. Diese Zusage, so Herr, sei Auftrag und Ermutigung zugleich, für eine friedliche und versöhnte Zukunft zu arbeiten.

Zum Schluss bat er um Kraft, Mut und Hoffnung, damit der Frieden wachsen könne – und um Gottes ewigen Frieden für alle Opfer von Krieg und Gewalt.

Nach den Ansprachen erfolgte die Niederlegung der Kränze am Ehrenmal durch den 1. Kreisbeigeordneten Timo Jordan, Bürgermeister Gernot Kuhn und Stadtbürgermeister Andreas Ohler sowie Vertreter des Deutschen Roten Kreuzes OG Lambrecht, der Freiwilligen Feuerwehr, der Schützengesellschaft Lambrecht und des VdK Sozialverbandes.

Worte zur Totenehrung sprachen Timo Jordan und Pfarrerin Sarah Schulze. Das musikalische Begleitprogramm der Gedenkfeier wurde vom K&K Blechbläserquintett gestaltet.