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Talpost Lambrecht
Ausgabe 49/2024
Elmstein
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In alten Zeitungen gestöbert

KLappenschrank OB 14

Kgl. Postamt und Telephonamt in Lambrecht um 1905. Auf dem Dach ein Ständer für viele Telefonleitungen, darunter auch die Leitung nach Elmstein.

Die Elmsteiner Postagentur mit Telephonamt um 1920

Foto von Postkarte

Ein Blick in ein größeres Fernsprechamt

von Harald König

In alten Zeitungen blättern und herausfinden, was damals so los war – das klingt unglaublich spannend und weckt die Neugier auf alte Geschichten. Nicht die Nachrichten von gestern, sondern wirklich alte Artikel, 100 Jahre und mehr zurück. Was wurde damals über unsere Talgemeinden in der Zeitung geschrieben?

Diesmal führt uns die Zeitreise ins Jahr 1911 nach Elmstein, wo ein staatl. Telefonnetz in Betrieb genommen wurde, so in der Münchner neusten Nachrichten vom 10. August 1911 nachzulesen.

Elmstein erhält ein eigenes Telefonnetz

Für diejenigen, die die Schrift nicht lesen können:

Neue Ortstelephonienetze. Am 5. August wurde in Elmstein ein staatliches Ortstelefonnetz dem Betrieb übergeben. Es wurde durch die Leitung Elmstein Lambrecht in das allgemeine Telephonnetz einbezogen und gehört zum pfälzischen Bezirkstelephonnetz. Die öffentlichen Telephonstellen Appenthal, Iggelbach und Speyerbrunn gehören nunmehr zum Bereiche des Ortstelephonnetzes Elmstein.

Fräulein vom Amt vermittelt

In der ehemaligen Poststation in Elmstein, Hauptstraße 19 (heute Hauptstr 34) befand sich 1911 auch das Telefonamt mit Umschaltung nach Iggelbach, Appenthal, Helmbach und Speyerbrunn. Elenore Leising und ihre Schwester Pauline erledigten bis 1930 die Postgeschäfte und bedienten als Telefonistinnen die Handvermittung der Telefonanrufe am sogenannten Klappenschrank. In diesem Schrank endeten alle Elmsteiner Telefonanschlussleitungen.

Es gab 16 Telefonanschlüsse bei der Inberiebnahme des Telefonnetzes 1911 in Elmstein, 14 Telefonteilnehmer und 2 öffentliche Telephone.

Telnr.: 1 Asel Gottfreid – Gasthaus „Zur Linde“

Telnr.: 2 Becker Jakob – Dampfsägewerk Appenthal

Telnr.: 4 Bürgermeisteramt und Verschönerungs- und Vekehrsverein

Telnr.: 5 Rüger Leo – kgl. Forstamt Nord

Telenr. 6 Hans Stamminger – kgl. Forstamt Süd

Telnr. 8 kgl. Gendameriestation

Telnr.: 9 Friedrich Nicklis – Bäcker Iggelbach

Telnr.: 10 Roth Georg und Roth Wilhelm II – Wirtschaft „Zum Bahnhof – Metzgerei

Telnr.: 11 Dr. Gustav Berend – prakt. Arzt

Telnr.: 12 Becker Karl Gashaus „Zur Burg“ und Elektizitätswerk

Telnr.: 14 Wirtschaft zum Forsthaus Helmbach

Telnr.: 20 Wirtschaft Fried. Egelhof und Goßlersche Sägemühle – Helmbach

Telnr.: 47 Leising Eleonore – kgl. Postexpedit. und Postagentur Hauptraße 19

Telnr.: 73 Franz Seeber – Sägewerk und Wirt – Helmbach

Öffentl. Telephon im Kurhaus Speyerbrunn (Amt Elmstein)

Öffenlt. Telephon bei Jakob Müller in Appenthal.

In den Anfangsjahren führte vermutlich nur eine Telefonleitung direkt nach Lambrecht, oberirdisch über Telefonmasten, in das dortige Telephonamt.

Das Telephonamt in Lambrecht nahm 1892 sein Betrieb auf.

Vor 1911 gab es in Elmstein bereits 3 Telefonanschlüsse. Dies zeigt das Adressbuch von 1908. Da gab es folgende Teilnehmer: Postagentur (Telnr. 47), Forsthaus Helmbach (Telnr. 58) und Sägewerk und Wirtschaft Seeber Helmbach (Telnr. 73). Öffentliche Telephone wie im Zeitungstext erwähnt sind, waren nicht aufgeführt, waren aber sicherlich vorhanden.

Seit wann es in Elmstein Telefonanschlüsse gibt konnte ich nicht herausfinden. Im Adressbuch von 1901 Neustadt und Umgebung ist der Ort Elmstein leider nicht aufgeführt um diesbezüglich Nähreres zu erfahren. Somit kann man nur grob sagen wann das Telefon nach Elmstein kam: Zwischen 1892 und 1908.

Von Klaus Kulmer habe ich ein Foto aus dem Jahre um 1920 erhalten, auf dem die Postagentur (Sandsteingebäude) zu sehen ist.

1930 wurde in der Friedhofstraße eine automatische Telefonvermittlungsstelle errichtet und die Ära der Handvermittlung in Elmstein ging zu Ende. Das Postamt wurde in die Bahnhofsstraße verlegt.

Telefonieren anno dazumal

Um ein Gespräch zu beginnen, musste der Benutzer die Kurbel seines Telefons drehen oder den Hörer abnehmen, um ein Signal an die Vermittlungsstelle, den sog. Klappenschrank, zu senden.

Daraufhin meldete sich eine Telefonistin, in Elmstein die Frau Leising mit den Worten „Hier Vermittlung“ oder einer ähnlichen Begrüßung. Der Anrufer teilte mit, welche Nummer oder welchen Anschluss er erreichen wollte.

Wenn sich der gewünschte Anschluss im selben Ort befand, steckte das „Fräulein vom Amt“ das Kabel des anrufenden Teilnehmers in die Buchse des Zielteilnehmers und stellte so die Verbindung her. Am Zieltelefon läutete eine Glocke, um den Anruf anzukündigen.

Befand sich der gewünschte Teilnehmer in einem anderen Ort, beispielsweise in Lambrecht, musste die Telefonistin in Elmstein die nächste Vermittlungsstelle kontaktieren – in diesem Fall die Vermittlungsstelle in Lambrecht. Die Telefonistin in Lambrecht übernahm den Verbindungswunsch und steckte das Kabel aus Elmstein in die Buchse des Zielteilnehmers in Lambrecht. Somit war eine Verbindung zwischen den beiden Teilnehmern hergestellt. Wäre der gewünschte Teilnehmer stattdessen in Neustadt gewesen, hätte die Vermittlungsstelle in Lambrecht die Verbindung zur Vermittlungsstelle in Neustadt weitergeleitet mit der gleichen Prozedur.

Für weiter entfernte Orte musste man oft längere Wartezeiten in Kauf nehmen, da die Verbindungen schrittweise und etappenweise aufgebaut wurden.