Der Ausschuss für Tourismus und wirtschaftliche Entwicklung tagte im Sängerheim in Neidenfels. Debattiert wurde um die Zukunft des Tourismus in der Verbandsgemeinde Lambrecht.
Lambrecht. (ve) Trotzdem sich die Verbandsgemeinde Lambrecht als „Tor zum Pfälzerwald“ bezeichnet und durch dieses Tor zahlreiche Gäste erwartet werden, ist das erwünschte Ziel nicht erreicht. Die Gründe des Fernbleibens der Tourismusgäste sind vielschichtig und nicht vergleichbar mit umliegenden Fremdenverkehrsorten, die großen Nutzen aus dem Tourismus ziehen. Eigentlich geht die Entwicklung in Lambrecht und dem Tal auf die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück, als die Textilindustrie im Tal am Boden lag und man sich vom „Tourismus“ viel versprach. Aber schon damals vergaß man, dass der Tourismus kein Selbstläufer sein kann, es muss investiert werden und dazu gehört auch das Übernachtungsgewerbe samt der Gastronomie. Erste Anfänge im Tourismus wurden in Elmstein gelegt mit Heimatabenden, Gesang und Tanz, zu denen die damaligen Übernachtungsgäste eingeladen waren. Es blieb beim Versuch, der nachhaltende Erfolg blieb aus. Die Stadt Lambrecht gründete ein gemeinsames Werbekonzept mit Neustadt und Haßloch, dem ebenfalls keine gute Zukunft beschieden war.
Schließlich übertrugen 2014 alle Talgemeinden ihre touristischen Ziele der Verbandsgemeinde Lambrecht, die zwei Tourismus-Fachkräfte einsetzte und mit dem Neubau des Elmsteiner Bahnhofs (Besucherinformationszentrum) einen ersten Höhepunkt setzte. Durch weitere Fördergelder (in der Summe mit Eigenmitteln ca. eine Million Euro) wurde eine touristische Infrastruktur aufgebaut, bestehend aus dem Besucherlenkungs- und Wanderwegekonzept, Trifterlebnis Legelbachtal, barrierefreies Tourismusangebot in Elmstein, Treckingplatz und Ausweisung von Prädikatswanderwegen. Einzig der Treckingplatz scheint ein positives wirtschaftliches Ergebnis zu zeigen.
Der Ausschuss für Tourismus und wirtschaftliche Entwicklung behandelte jetzt dieses schwierige Thema, beratend unterstützte Tobias Kauf, der Geschäftsführer der „Pfalztouristik“ die Diskussion. Die touristische Fachkraft Pia Neumann kritisierte, dass durch Reduzierung der Stundenzahl und der allgemeinen Mittel kaum noch neue touristische Ziele erreicht werden können. „Man kann sich auch totsparen“ meinte sie. Ein Ziel sei der Ausbau des Bahnhofes Lambrecht in ein Tourismus-Zentrum, denn hier würden jährlich um die 25.000 Tagesgäste ankommen. Diese Entscheidung müsse die Politik treffen.
Der Elmsteiner Bürgermeister Rene Verdaasdonk (SPD) brachte es auf den Punkt: „Wir geben Steuergelder aus, damit sich andere bei uns einen schönen Tag machen können!“ Dabei lobte er die Arbeit der beiden Tourismus-Fachkräfte und er bestätigte die guten Angebote die gemacht würden, doch die Einnahmen würden die Ausgaben nicht ausgleichen und man sollte aufhören, weiteres Geld in den Tourismus zu stecken.
Auch die Meldungen von Übernachtungsmöglichkeiten und freien Betten lasse zu wünschen übrig, es könne dadurch kein umfassendes touristischen Angebot erstellt werde. Pia Neumann legte statistische Zahlen der Betriebe, Bettenangeboten, Gästezahlen und Übernachtungen vor: Danach verfügt die Verbandsgemeinde über zwölf Übernachtungsbetriebe (mehr als zehn Betten), davon Elmstein fünf und Lambrecht 3. Betriebe mit weniger als zehn Betten werden statistisch nicht erfasst. Die Gästezahl betrug von Januar bis Juli 2024 rund 12.000, die 1420 Übernachtungen tätigten. Der Rückgang der Übernachtungen in der gesamten Verbandsgemeinde beträgt 15 Prozent zum Vorjahreszeitraum, in Elmstein reduzierten sich die Übernachtungszahlen um knapp 60 Prozent. Einige Betreiber von Pensionen seien auch leider nicht bereit, ihre freien Betten auf digitalen Plattformen zu präsentieren.
Um die Habenseite zu stärken regte Pia Neumann die Einführung einer Kurtaxe pro Person und Nacht an. Dieser Meinung war auch Ausschussmitglied Patrick Kratz (CDU) aus Elmstein, seit Jahren werde von einer Kurtaxe gesprochen, doch sei nichts passiert, meinte der Elmsteiner Ortsbürgermeister Rene Verdaasdonk. Eine Kurtaxe fließt einzig in das touristische Angebot ein, während die teilweise umstrittene Bettensteuer auch für andere Maßnahmen verwendet werden dürfen. Sogar der Kontakt zur Tourismus-Zentrale werde nicht genutzt. Diese Vermieter würden nach dem Grundsatz handeln „wir können unsere Zimmer auch ohne Tourismusbüro vermieten“.
„Wir haben nichts auf der Habenseite“ warf Rene Verdaasdonk in die Diskussion ein und Ausschussmitglied Thomas Mann (FWG) aus Weidenthal betrachtete die Tourismusarbeit durch Unterstützung Freiwilliger. Die Gemeinden würden zu wenig Interesse an der freiwilligen Arbeit zeigen mit der Folge, dass Rundwege ohne Pflege verkommen, Gemeindearbeiter seien überfordert, wenn kein Umdenken erfolgt, werden Wanderwege in zehn Jahren nicht mehr vorhanden sein. Das Wanderwegenetz stehe vor einer Überarbeitung aber gleichermaßen auch die Mountainbike-Strecken.
Angesichts der Diskussion um den richtigen Weg zur Gesundung der Tourismus-Finanzen, empfahl Verbandsbürgermeisters Gernot Kuh (CDU) die Dienste eines Moderators in einem Workshop anzunehmen. Die Diskussion lief dahin hinaus, ob ein fachspezifischer Moderator oder ein völlig unabhängiger Moderator sich dem Ziel nähern sollte. Während Pia Neumann darauf hinwies, die Politik müsse entscheiden, wohin der Weg führt, so meinte Rene Verdaasdonk, es müsse erst die Richtung vorgegeben werden, um ein Ziel erarbeiten zu können.