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Talpost Lambrecht
Ausgabe 49/2025
Stadt Lambrecht (Pfalz)
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Tuchfabrik Vortrag: Eisenbahn und Wirtschaft im Hochspeyerbachtal

Werner Schreiner

Eisenbahn und Wirtschaft im Hochspeyerbachtal

Mittwoch, 10.12.2025 | 18 Uhr

Ort: Jola Spezialschalter – Klosterstraße 11 – 67466 Lambrecht

Referent: Werner Schreiner – Historiker & Bahnverkehrsexperte

Der Vortrag:

Als im 19. Jahrhundert in der Pfalz die erste Eisenbahn gebaut wurde, hatte das nachhaltigen Einfluss auf die wirtschaftlichen Entwicklungen in der Region. 1844 begann nach vielen Diskussionen der Ausbau der sogenannten „Pfälzischen Ludwigsbahn“. Initiiert von König Ludwig I. (1786-1868) entstand die erste Ost-West-Verbindung auf Schienen durch die damals bayerische Pfalz. Betreiber war die private Pfälzische Ludwigsbahn-Gesellschaft, federführend der Ingenieur Paul Camille von Denis (1795-1872), der bereits für die 1835 eröffnete erste deutsche Bahnstrecke von Nürnberg nach Fürth verantwortlich gezeichnet hatte. Der gebürtige Franzose Denis war beim 1832 durchgeführten Hambacher Fest ein wesentlicher Unterstützer.

Die pfälzische Ost-West-Strecke verlief über gut hundert Kilometer von der damaligen Rheinschanze (heute Ludwigshafen am Rhein) bis ins preußische Kohlerevier nach Bexbach (im heutigen Saarland). Trotz 1837 erteilter königlicher Genehmigung für den Bau der Strecke und parallel dazu auch für die Strecke bis Lauterburg, sollte es bis Juni 1847 dauern, bis der erste Zug fuhr.

In den ersten Jahren führte die Eisenbahn vor allem in den neuen Stationsorten zu Veränderungen im wirtschaftlichen Gefüge. Werner Schreiner wird in seinem Vortrag insbesondere auf die Jahre von 1847 bis etwa 1860 eingehen, bevor er über den längerfristigen Prozess spricht, der Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Bahn richtig in Schwung kam.

Der Referent:

Werner Schreiner studierte nach dem Abitur am Neustadter Leibniz-Gymnasium in Mannheim und Manchester Anglistik und Geschichte. Er war an der Mannheimer Universität angestellt, bevor er in den Schuldienst wechselte und in Speyer sein Referendariat absolvierte. Von 1974 bis 1990 unterrichtete er am Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium Neustadt. Um den Schülerverkehr für die Schulen am Böbig zu verbessern, den Haltepunkt Neustadt-Böbig für die Stadt Neustadt zu entwickeln und die Stilllegung der Bahnstrecke Neustadt-Bad Dürkheim zu verhindern, konzipierte er das von den Kommunen an der Weinstraße mitgetragene Verkehrsmodell „Mittlere Weinstraße“, vom BMV „Modell Schreiner“ genannt. Der Haltepunkt Böbig wurde so für alle Bürger nutzbar. Ab 1986 war er als Oberstudienrat mit einem Teil seiner Dienstzeit zur Kreisverwaltung Bad Dürkheim abgeordnet, um den ÖPNV im Landkreis zu entwickeln und bei den Schulen den Haltepunkt „Bad Dürkheim-Trift“ umzusetzen.

Gleichzeitig unterstützte er den Landkreis bei der Schaffung des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar. 1990 wechselte er an das Werner-Heisenberg-Gymnasium Bad Dürkheim, an dem er bis 1992 als Studiendirektor tätig war. In diesem Jahr wurde er für das Land Rheinland-Pfalz zum Raumordnungsverband Rhein-Neckar (bis 1996) abgeordnet, um den ÖPNV im „Dreiländer-Eck“ (Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz) zu harmonisieren und beim Aufbau des Verbundes unterstützend tätig zu sein. Zusammen mit Eisenbahnfreunden engagierte sich Werner Schreiner dafür, das Kuckucksbähnel Lambrecht-Elmstein, das von der Gesamtstilllegung und dem Abbau bedroht war, in eine Museumsbahn umzuwandeln. Die Bemühungen führten zur Aufnahme des Museumsbahnbetriebs im Juni des Jahres 1984. Dazu wurde am 14. Februar auf der Burg Spangenberg die Kuckucksbähnel-Bahnbetriebs-GmbH gegründet, an der Werner Schreiner und fünf weitere Privatpersonen sich mit symbolischer Anteilzeichnung beteiligten. Die GmbH wird hauptsächlich von der Stadt Neustadt an der Weinstraße, der Verbandsgemeinde Lambrecht (Pfalz) und dem Landkreis Bad Dürkheim getragen. Weitere Teilnehmer sind der Verein Burg Spangenberg e.V. und sowie die Verkehrsvereine von Neustadt und Elmstein. Zur Unterstützung des Projekts wurde 1983 in Neustadt der Förderverein Kuckucksbähnel ins Leben gerufen, dessen Vorsitzender Werner Schreiner wurde.

Parallel zu seiner hauptberuflichen Tätigkeit beim damaligen Raumordnungsverband Rhein-Neckar (ROV) war Werner Schreiner von 1993 bis 1996 für die Umsetzung des Rheinland-Pfalz-Taktes zuerst nur in der Pfalz, dann auch in Rheinhessen zuständig und in dieser Funktion Projektleiter der rheinland-pfälzischen Landesregierungen unter den Ministerpräsidenten Scharping und Beck. Mitte 1996 wechselte er zum Zweckverband Verkehrsverbund Rhein-Neckar, der ihn als Geschäftsbereichsleiter Planung in die Geschäftsführung des VRN delegierte. 1996 zum Direktor des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZSPNV-Süd) gewählt, war er in dieser Funktion ab 1997 für die Umsetzung des Rheinland-Pfalz-Taktes im südlichen Teil des Bundeslandes Rheinland-Pfalz zuständig. In Personalunion führte er von April 1997 bis Juni 2005 als Mitglied der Geschäftsleitung der Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) die Bereiche Planung und Leistungsangebot. 2005 schied er beim ZSPNV-Süd aus und übernahm die Geschäftsleitung des VRN (bis 2012), wo er das Projekt der S-Bahn Rhein-Neckar für die kommunale Seite umsetzte (bis 2021). Bereits 2004 wurde er aufgrund der Zusammenarbeit mit der Region Alsace von der Oberrheinkonferenz (ORK) als ehrenamtlicher Vorsitzender des Expertenausschusses Grenzüberschreitender Personenverkehr berufen – eine Funktion, die er bis heute innehat. Von 2008 bis Ende 2021 war Werner Schreiner deutscher Vertreter im Ausschuss für „Regional and Suburban Railways“ der UITP (Union Internationale des Transports Publics). Von 2012 bis 2014 war er auch Mitglied im Beirat von DB Netz. Anfang 2014 wurde er Beauftragter von Ministerpräsidentin Malu Dreyer für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit des Landes Rheinland-Pfalz – eine ehrenamtliche Tätigkeit, die er für den heutigen Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer noch ausübt. In diesem Rahmen ist Werner Schreiner Mitglied des Präsidiums der Oberrheinkonferenz. In der Trinationalen Metropolregion Oberrhein (TMO) (Deutschland-Frankreich-Schweiz) wurde er beauftragt, sich um die Belange des ÖPNV zu kümmern; dazu zählt auch der grenzüberschreitende Nahverkehr.

Als Historiker und aktueller Vorsitzender der Bezirksgruppe Neustadt des Historischen Vereins der Pfalz veröffentlichte Werner Schreiner zahlreiche Schriften zur pfälzischen und europäischen Verkehrsgeschichte.

Veranstaltung in Kooperation mit der Bezirksgruppe Neustadt an der Weinstraße des Historischen Vereins der Pfalz e.V.

Begleitend kommt eine Gemälde-Ausstellung hinzu, die an den Vortragsterminen jeweils ab 17 Uhr vor und nach den Vorträgen betrachtet werden kann. Die Malerinnen Marianne Mansmann (aus Lambrecht), Martina Müller (aus St. Martin) und Petra Thullen (aus Neustadt an der Weinstraße) stellten schon mehrfach ihre Werke gemeinsam aus. Speziell für die Tuchfabrik-Vorträge haben sie „Motive aus der Lambrechter Tuchmacherei“ zusammengestellt. Gezeigt werden Bilder in Aquarell, Aquarell mit Tusche, Acryl sowie Cyanotypien.