Meist sieht man es dem 24. Dezember am Morgen noch gar nicht an, dass er den Heiligen Abend bringen will. Freilich, wo Kinder im Haus sind, wird man durch neugierige Fragen beständig daran erinnert: „Wie viele Stunden noch?“ Und die geöffnete Tür am Adventskalender ist wie eine nahe Verheißung: Bald wird Weihnachten sein! Viele Betriebe und Verwaltungen haben schon Feiertag, zumal in diesem Jahr der 24. Dezember auf einen Samstag fällt. Wo man sich noch trifft, duftet es nach Tannengrün, Honigkuchen und manchmal auch nach Punsch. Die Menschen geben sich sanft und verstehend. Nirgendwo hört man ein lautes oder gar barsches Wort. Die Verkäuferinnen und Verkäufer halten mit Langmut und Lächeln dem letzten Ansturm der Kunden stand. Auch in den oft überfüllten Bussen und S-Bahnen herrscht versöhnliche Stimmung und mancher lässt einem anderen den Vortritt oder bietet einem Älteren den Sitzplatz an. Die Hausfrauen haben viel zu tun und mancher nicht tätige Ehemann nimmt der Liebsten die restlichen Einkäufe ab. Er muss – die vergangenen Jahre zeigten es – mit überfüllten Läden rechnen und wohl auch mit der bedauernden Auskunft: „Leider seit gestern ausverkauft!“ Es bleibt dem Käufer dann überlassen, eine „Ausweichlösung“ zu finden. Auch diesmal wird es während der frühen Nachmittagsstunden in den Supermärkten und auf den Straßen ruhiger werden. Der Verkehr wird langsam verebben, jeder möchte daheim sein und daheimbleiben. Im frühen Dämmern werden die Glocken der Kirchen zur Christvesper rufen und Großeltern, Eltern und Kinder werden der Verkündigung des Evangeliums lauschen: „… und es begab sich zu der Zeit…!“