Historiker und Bahnverkehrsexperte Werner Schreiner
Vortrag vor zahlreichen interessierten Besuchern
Ein Dankeschön von Lars Mattil an Werner Schreiner
Lambrecht. (hk) Mit den Tuchfabrik-Vorträgen 2025/2026 ist am Mittwoch, 10. Dezember 2025, eine neue Veranstaltungsreihe in der ehemaligen Lambrechter Tuchfabrik der Gebrüder Haas gestartet, die heute als Jola Spezialschalter firmiert. Die Reihe widmet sich der textilen Industriekultur und beleuchtet die Lambrechter Tuchmacherei als eindrucksvollen Zeugen der Industrialisierung – mit ihren Voraussetzungen, Begleiterscheinungen und weitreichenden Folgen für die Region. Initiator der Vorträge ist Lars Mattil, Geschäftsleiter der Jola Spezialschalter GmbH & Co. KG.
Den Auftakt gestaltete der bekannte Historiker und Bahnverkehrsexperte Werner Schreiner mit seinem Vortrag „Eisenbahn und Wirtschaft im Hochspeyerbachtal“, der auf unerwartet großes Interesse stieß und von einer überraschend hohen Besucherzahl verfolgt wurde. In seinem fundierten und anschaulichen Vortrag zeigte Schreiner auf, welchen nachhaltigen Einfluss der Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert auf die wirtschaftliche Entwicklung der Pfalz hatte..
Ausgangspunkt war der Bau der ersten pfälzischen Eisenbahnlinie. Nachdem 1844 nach intensiven Diskussionen der Ausbau der sogenannten Pfälzischen Ludwigsbahn begonnen hatte, entstand – initiiert von König Ludwig I. – die erste Ost-West-Verbindung auf Schienen durch die damals bayerische Pfalz. Betreiber war die private Pfälzische Ludwigsbahn-Gesellschaft, deren technischer Kopf der Ingenieur Paul Camille von Denis war. Der aus Frankreich stammende Eisenbahnpionier hatte bereits die erste deutsche Bahnstrecke zwischen Nürnberg und Fürth realisiert und war zudem ein Unterstützer des Hambacher Festes von 1832.
Die Strecke führte über mehr als hundert Kilometer von der damaligen Rheinschanze, dem heutigen Ludwigshafen am Rhein, bis in das preußische Kohlerevier nach Bexbach. Trotz der bereits 1837 erteilten königlichen Genehmigung sollte es bis Juni 1847 dauern, ehe der erste Zug fuhr. In den Folgejahren veränderte die Eisenbahn insbesondere in den neu entstandenen Stationsorten nachhaltig das wirtschaftliche Gefüge.
Werner Schreiner ging in seinem Vortrag vor allem auf die Anfangsjahre von 1847 bis etwa 1860 ein, bevor er den Blick auf die langfristigen Entwicklungen lenkte, die durch die Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts entscheidend beschleunigt wurden.
Der gelungene Auftakt machte deutlich, wie eng Industrie, Verkehr und regionale Entwicklung miteinander verknüpft sind – und setzte zugleich einen inhaltlich starken Akzent für die weitere Vortragsreihe.
Begleitend zu dem Vortrag fand ab 17 Uhr sowie im Anschluss eine Gemäldeausstellung gezeigt. Die Künstlerinnen Marianne Mansmann (Lambrecht), Martina Müller (St. Martin) und Petra Thullen (Neustadt an der Weinstraße) präsentieren unter dem Titel „Motive aus der Lambrechter Tuchmacherei“ eine eigens für die Veranstaltungsreihe zusammengestellte Auswahl an Arbeiten in Aquarell, Aquarell mit Tusche, Acryl und Cyanotypie. Die Gemäldeaustellung findet an allen Vorträgen statt.
Kurzfristig hat sich der Kunstmaler Walter-Heinz Glaß der Ausstellung angeschlossen und bereicherte sie mit Eisenbahn-Motiven.
Weitere Informationen zu den Vorträgen finden sich unter: www.jola-info.de/tuchfabrik-vortraege