Der Turnerbrunnen und der Blick auf das Spiel und Sportgelände um 1922
Kraft und Eleganz – die Akrobatik der Turner.
von Harald König
Lambrecht. Aus der großen Ansichtskartensammlung von Udo Grimm habe ich mir diesmal eine Karte ausgesucht, auf der das Turnerheim der Freien Turnerschaft Lambrecht zu sehen ist.
Die Turnhalle stand im Bärental, gegenüber der Straße, wo sich heute die Tennisplätze des TC Lambrecht befinden.
Die Geschichte dieser schönen Ansichtskarte beginnt mit der deutschen Turnbewegung, die auf Friedrich Ludwig Jahn (Turnvater Jahn) zurückgeht. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten Turnvereine, oft als Ausdruck von Nationalbewusstsein und Freiheitsstreben. So wurde im Jahr 1860 auch in Lambrecht ein Turnverein gegründet, einer der ältesten Turnvereine der Pfalz. Die Turnvereine dieser Zeit waren bürgerlich-national orientiert.
Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert kam es innerhalb der Turnvereine zu einer Bewegung hin zu einer sozialistisch und arbeitersportlich geprägten Alternative. Infolgedessen entstanden die Freien Turnerschaften.
Auch in Lambrecht wechselte eine große Anzahl der Mitglieder aus dem Turnverein 1860 in den neugegründeten Arbeiterturnverein mit dem Namen "Freie Turnerschaft Lambrecht". Die Gründungsversammlung fand am 12. Mai 1906 statt, und zu diesem Zeitpunkt zählte der neue Verein bereits 180 Mitglieder.
Eine weitere Abspaltung vom TV 1860 erfolgte im Jahr 1909 mit der Gründung der Turngemeinde. Dieser Verein löste sich nach dem Ersten Weltkrieg wieder auf.
1919 erwarb der Verein ein Wiesengelände im Bärental, an der Stelle, wo sich heute die Tennisplätze befinden, und errichtete dort einen Spiel- und Turnplatz. Die feierliche Einweihung fand an Pfingsten 1921 statt. Mittlerweile war die Mitgliederzahl auf weit über 400 gestiegen.
Gegenüber des Sport- und Turnplatzes, auf der anderen Straßenseite wurde eine Festhalle geplant. Die Grundsteinlegung erfolgte am 12. Mai 1924. Bereits etwas mehr als ein Jahr später, am 11. Juli 1925, konnte die Einweihung gefeiert werden.
1933 wurde der Sportverein verboten. 1946 schlossen sich die Mitglieder der Freien Turnerschaft und des Turnvereins 1860 zusammen und gründeten den TSV Lambrecht.
Die imposante alte Turn- und Festhalle bestand noch viele weitere Jahre. Sie diente nicht nur dem Turnen und dem Sport, sondern auch als städtische Festhalle und während des Zweiten Weltkrieges sogar als Gefangenenlager. Sie wurde im April 1980 abgerissen.
Auf dem Spiel- und Sportplatz unterhalb der Turnhalle fanden einige Jahre die Geißbock-Festspiele statt. Später wurde dort ein Campingplatz errichtet, und heute befindet sich auf dem Gelände die Sportanlage des Tennisclubs.
Lediglich der Turnerbrunnen und das Ehrenmal für die gefallenen Turner des Ersten Weltkriegs zeugen noch von dieser Zeit.