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Talpost Lambrecht
Ausgabe 7/2023
Stadt Lambrecht (Pfalz)
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Stadtrat muss Verantwortung übernehmen

Der Stadtrat beschäftigt sich mit der Zukunft des Gemeinschaftshauses, damit es weiterbestehen kann und auch künftig Veranstaltungen darin stattfinden werden.

Zukunft des Gemeinschaftshauses fordert ein gemeinsames schnelles und zukunftsweisendes Handeln der Ortspolitiker noch vor der Kommunalwahl 2024

(ve) „Nach mir die Sintflut“ werden die Mitglieder des Stadtrates Lambrecht in Sachen „Zukunft Gemeinschaftshaus“ nicht sagen können, denn sie haben sich selbst das Ziel einer Entscheidung bis Ende 2024 gesetzt. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass wahrscheinlich für Mai 2024 Kommunalwahlen geplant sind und weil das jetzige Ratsgremium die Gemeinschaftshaus-Entscheidung sicher nicht dem neu zu wählenden Stadtrat überlassen möchte, muss eigentlich noch im Jahr 2023 eine Entscheidung fallen. Auf keinen Fall sollte die Zukunft des Gemeinschaftshauses zu einem Wahlkampfthema werden, die Ratsmitglieder müssen auf Einmütigkeit zum Wohle der Stadt und seiner Bürger/innen setzen. Sehenden Auges wird seit vier Jahrzehnten das defizitäre Gemeinschaftshaus mit den Gewinnen der Stadtwerke „am Leben“ erhalten und nach den momentanen Turbulenzen auf dem Energiesektor wird künftig mit sinkenden Gewinnen der Stadtwerke gerechnet werden und somit würde der Gemeinschaftshaus-GmbH die Insolvenz drohen.

Die Geschäftsführung der Gemeinschaftshaus-GmbH hat vier Möglichkeiten ausgearbeitet, wobei von allen Ratsmitgliedern der Erhalt des Hauses gefordert wurde, Abriss war kein Thema. In der Analyse des Ist-Zustandes wurde klar herausgearbeitet, dass ein wirtschaftliches Weiterbestehen des Hauses nur im Rahmen einer besseren Nutzung mit Vermietung der Räumlichkeiten gelingen kann. Stadtbürgermeister Karl-Günter Müller nannte erforderliche Mieteinahmen von 150.000 Euro im Jahr, um kostendeckend zu arbeiten. 2023 wird gerade mal mit knapp 70.000 Euro Mieteinnahmen gerechnet. Die Verpachtung der Säle an einen Investor im vergangenen Jahr ist gescheitert, die von ihm angebotenen Events waren zu schwach besucht, einige mussten sogar ausfallen mit dem Ergebnis, dass der Pachtvertrag gekündigt wurde, die künftige Arbeit der Saal-Vermietung liegt in Händen der beiden ehrenamtlich tätigen Geschäftsführerinnen Tanja Bundenthal-Beck und Christine Klein. Es sei toll gewesen, was der Pächter in die Wege geleitet hätte, doch der Zuspruch aus der Bevölkerung sei „unterirdisch“ gewesen, sagte Tanja Bundenthal-Beck.

Das Haus sollte seit der Erbauung der „Gemeinschaft“ dienen, weshalb es „Gemeinschaftshaus“ genannt wurde, doch seitdem ist nicht nur die Einwohnerzahl von Lambrecht rückläufig, auch die Struktur von der einstigen Industriestadt hat sich zur „Wohnstadt“ gewandelt, die Zahl der aktiven Vereine, die für ihre Feierlichkeiten die Säle des Gemeinschaftshauses nutzen sollten, ging zurück. Mit Schmerzen muss festgestellt werden, dass in den letzten Jahren Vereinsauflösungen erfolgten wie z. B. die mitgliederstarken Vereine Skiclub oder die kulturtragenden Vereine Volkschor und Stadtkapelle.

Auf die beiden Geschäftsführerinnen wartet viel Arbeit, sie sprechen zwar von vielen Anfragen zur Anmietung der Säle für Veranstaltungen, doch muss der Mietpreis kostendeckend sein und angesichts der Energiepreise „kann sich das manche Privatperson oder Verein nicht mehr leisten“ sagte Tanja Bundenthal-Beck und sie suche nach der „Erleuchtung“, wie die Zukunft des Gemeinschaftshauses aussehen könnte.

„Ich stehe zum Gemeinschaftshaus“ führte Stadtbürgermeister Karl-Günter Müller (FWG) aus, doch der „Kosten-Nutzen-Faktor“ müsse stimmen. Die Situation auf dem Energiemarkt sei zu beachten, der Erhalt des Gemeinschaftshauses sei in naher Zukunft notwendig, zumal das Kindergarten-Provisorium im Gemeinschaftshaus untergebracht ist und die Sanitärräume für die Schulen beim Sportunterricht und für den TSV vorgehalten werden. Für ihn wäre ein Abriss mit Nutzung der Fläche für Bauplätze keine Alternative, ebenfalls verneinte er die Möglichkeit, das Gemeinschaftshaus in das Eigentum der Stadt zurückzuführen. Ideal wäre nach seiner Ansicht, einen Investor zu finden, der die Säle langfristig vermarkten könne. Tanja Bundenthal-Beck nannte eventuell notwendige Investitionen: Betonsanierung 50.000 Euro, neue Stühle und Tische 20.000 Euro, Einbau einer Küche 12.000 Euro, Malerarbeiten 30.000 Euro, neue Fenster in der Wohnung 20.000 Euro.

Fraktionen bewerten die Zukunft des Gemeinschaftshauses

Ohne Gemeinschaftshaus wäre Lambrecht eine Stadt ohne Kultur und Sport, darauf müsse man den Kreis und das Land hinweisen und auf Unterstützung hoffen, führte Dirk Hedtke (Linke) aus und er fügte hinzu: „Wo soll ohne das Haus die Gemeinschaft stattfinden?“ „Wir müssen das Haus attraktiver machen“ sagte Jens Fadenholz (SPD), momentan finde im Haus wenig „Gemeinschaft“ statt. Es sollte eine kleine Küche eingebaut werden, damit auch kleine Feste hier gefeiert werden können. Man möge von der „romantischen“ Idee Abstand nehmen, man finde einen Pächter. Bei einem „weiter wie bisher“ könnte ganz schnell „der Zug abgefahren“ sein, es sei jedoch falsch gar nichts zu tun.

Tobias Pfeifer (FWG) empfahl Prioritäten zu setzen mit dem Schwerpunkt „Innenrenovierung“, um einem möglichen Pächter einen guten Start zu ermöglichen. Carsten Schindler (FWG) meinte, es sei vorrangig, die Schulden abzubauen und nur solche Reparaturen durchzuführen, um das Haus in Ordnung zu halten. In der Heizungsfrage soll der Einsatz erneuerbare Energien Vorrang haben. Sein Dank galt dem ehemaligen Pächter der Säle, der leider ohne Erfolg investiert hätte. „Wir müssen was tun“ sagte Arno Heraucourt (FWG) wenn es so weitergeht, droht die Insolvenz. Man sei sich einig, dass man an dem Haus „schwer“ trage sagte Andreas Ohler (CDU). Man wolle sich nun zwei Jahre Zeit geben, um zu entscheiden, es sollen alle Optionen auf Herz und Nieren geprüft werden, um dann samt den Konsequenzen daraus zu entscheiden. Es sollten zunächst keine größeren Investitionen vorgenommen werden.