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Talpost Lambrecht
Ausgabe 9/2023
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März: Vorschuss auf den Frühling!

Vorschuss-Lorbeeren austeilen – das heißt jemanden loben, von dem man eine bestimmte Haltung oder Leistung erwartet. Kein Geringerer als der Dichter Heinrich Heine hat diese Formulierung einst geprägt, und zwar in seinem Gedicht „Die Plateniden“, worin er von Schiller, Goethe, Lessing und Wieland sagt: „Wollten keine Ovationen von dem Publiko auf Pump, keine Vorschuss-Lorbeerkronen … !“

Jedenfalls beschränkt sich die Verteilung von Vorschuss-Lorbeeren nicht allein auf Dichter oder überhaupt auf Menschen. Auch von Dingen, beispielswiese von Monaten, kann man Erwartungen haben, die leider, nicht selten dann doch enttäuscht werden. So ergeht es uns immer wieder mit dem März. Weil in seine Tage der Frühlingsbeginn fällt, erweckt er in uns unrealisierbare Hoffnungen, so als sei er schon ein richtiger Frühlingsmonat. In Gedanken windet man Veilchenkränze in sein Haar und glaubt, dass er mit einem Schlage linde Lüfte und Sonnenschein mit sich bringen müsse. Aber der März denkt gar nicht daran, uns diesen Gefallen zu tun: im Gegenteil, in den meisten Jahren erscheint er geradezu unfreundlich und mit winterlichen Allüren, zumal dann, wenn sich der frostige Geselle bis dahin nur zurückhaltend zeigte. März – das bedeutet Veilchenduft und Krokusblüte, Schlüsselblumen und Anemonen, aber vor einem plötzlichen Kälterückfall ist man niemals sicher. Nehmen wir also den März als Vorschuss auf den Frühling und erwarten wir den Lenz noch nicht mit voller Pracht – dafür sind April und Mai geeignetere Partner, doch auch mit Weidekätzchen, Schneeglöckchen und Forsythien lässt sich ein Begrüßungsbukett für die schönste Zeit des Jahres binden!