Professionelle, ehrenamtliche Ersthelfer, die in ihrer Gemeinde ausrücken, um die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zu überbrücken – das sind First Responder. Eine von ihnen ist Tanja, Krankenschwester und Praxisanleiterin am Krankenhaus Saarlouis vom DRK. „Wenn jemand reanimiert werden muss, sinken die Überlebenschancen um zehn Prozent pro Minute“, erklärt sie. „Herzinfarkt, Schlaganfall, Verkehrsunfall oder auch Kindernotfälle sind typische Einsätze.“ Wie unendlich lang sich das verzweifelte Warten auf Hilfe anfühlt, weiß Tanja aus eigener Erfahrung: „Ich musste damals für mein Baby den Rettungsdienst rufen. Bis der eintraf, hatte ich es dank meiner Ausbildung selbst stabilisiert. Der Rettungsdienst wäre zu spät gewesen.“
Die Wartezeit fühlte sich für Tanja nicht nur so an – nach Überherrn im westlichen Teil des Saarlandes braucht der Rettungsdienst lange. Kostbare Minuten, die über Leben und Tod entscheiden. Dies veranlasste Einwohner 2016, die First Responder zu gründen. Heute besteht die Einheit aus neunzehn Ehrenamtlichen; mehr als 800 Mal rückte sie aus. Im Mittel leisteten sie sechs Minuten vor dem Rettungsdienst Hilfe, manchmal bis zu fünfzehn Minuten. „Durch die schnelle Hilfe retten wir Leben. Vielleicht sogar von Menschen, die wir kennen.“
Tanja kam 2018 zu den First Respondern. Damit schloss sich für sie eine Lücke. „Bei uns gibt es viele Unfälle. Mehrmals bin ich aus meinem Auto gesprungen, um Hilfe zu leisten. Und dann stehst du da vor der schlimmsten Situation, die sich eine Krankenschwester vorstellen kann: Du weißt, was du tun musst, aber du hast das Material nicht.“
Aktuell steckt die umtriebige Mutter zweier Kinder ihre Energie in das Schulprojekt der First Responder. „Wir bilden Kinder darin aus, richtig zu reanimieren. Außerdem qualifizieren wir die Schulsanitäter.“ Auch bei Veranstaltungen im Ort vermitteln die Ehrenamtlichen wichtige Kenntnisse. Wie sie das alles stemmt? „Bei uns wird es nie langweilig“, lacht Tanja. „Nebenbei bin ich nämlich auch Karnevalsprinzessin. Und im Beirat meiner DRK Schwesternschaft. Und natürlich mit Leib und Seele Pflegefachkraft.“ Den Notfallkoffer der First Responder hat sie sich gekauft und immer im Auto dabei. Denn wenn es sein muss, springt sie auch im ausladenden Prinzessinnen-Kleid aus dem Auto und hilft. Zum Glück für Überherrn.