Eine Schautafel am Alten Rathaus informiert über den neuen Rundweg in der Dahner Stadtmitte.
Im Dezember wurde in der Dahner Stadmitte der neue Rundweg „Auf den Spuren jüdischen Lebens in Dahn“ eröffnet. Der Rundweg bietet die Möglichkeit, das ehemalige jüdische Leben in der Wasgaustadt bei einem knapp eineinhalbstündigen Spaziergang zu entdecken. Die Umsetzung dieses heimatgeschichtlich wichtigen Projekts wurde durch die Lokale Aktionsgruppe (LAG) der LEADER-Region Pfälzerwald plus mit 2.000 Euro unterstützt.
Die Tour beginnt am Alten Rathaus in der Marktstraße. In der Mauernische gleich neben der katholischen Kirche steht die Schautafel, die über den Streckenverlauf und die insgesamt acht Stationen informiert. Jede Station ist mit einer kleinen Tafel markiert; jede Tafel enthält einen QR-Code, der zu einer Audio- oder Textdatei mit weiteren Informationen zum Judentum im Wasgau führt. So hat man mit dem eigenen Smartphone quasi seinen eigenen kleinen historischen Führer bei der Hand.
Der oder die interessierte Spaziergänger*in erfährt beispielsweise, dass es im Wasgau mit Busenberg, Dahn, Erlenbach und Vorderweidenthal gleich vier jüdische Gemeinden gab, die alle mit Synagoge, rituellem Bad (Mikwe) und eigener Schule ausgestattet waren und den jüdischen Friedhof bei Busenberg gemeinsam nutzten. Jahrhundertelang pflegten Juden und Christen im Wasgau ein achtsames Miteinander. Bei der Einweihung der Dahner Synagoge im Jahr 1873 etwa waren alle Häuser fahnengeschmückt, fand ein „herrliches Fest im Geiste der Duldung und der Nächstenliebe“ statt, wie damals im Kantonsanzeiger zu lesen stand. Die Marktstraße war durch zahlreiche jüdische Geschäfte geprägt.
Anhand der Schilderung von Schicksalen jüdischer Familien in Dahn wird aber auch das Grauen der Nazi-Herrschaft deutlich: Buchstäblich vor Ort erfährt der Spaziergänger, wie in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 (Reichspogromnacht) Männer in die Häuser der Juden eindrangen und dort Hab und Gut zerschlugen, wie jüdische Bürgerinnen und Bürger verhaftet und deportiert wurden - bis am 1. September 1939 die letzten Juden Dahn verließen.
Konzipiert und erstellt wurde der Rundweg vom Förderverein Landjudentum im Wasgau, in enger Zusammenarbeit mit dem Dahner Heimatforscher Otmar Weber, der sich seit vielen Jahren und Jahrzehnten der jüdischen Geschichte im Wasgau widmet.
Der barrierefreie Rundweg durch die Dahner Stadtmitte hat eine Länge von rund 800 Metern. Er führt vom Startpunkt am Alten Rathaus zum Kriegerdenkmal, dann die Marktstraße zurück bis zur Bushaltestelle in der Weißenburger Straße (Minikreisel) und von dort über Kanalstraße und Schäfergasse zurück zum Ausgangspunkt.
Mehr Informationen zum Rundweg hat der Verein auf einem Flyer zusammengestellt. Auch auf der Internetseite des Vereins können die Informationen zu den Stationen abgerufen werden.
https://landjudentum-wasgau.de