Drogenkonsum bei Jugendlichen – auch an südwestpfälzischen Schulen ein Thema.
„Aufklärung ist der Ausweg des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit!“ –Immanuel Kant 1783
Der Jugendschutz verfolgt ein klares Ziel mit seinen Angeboten und Projekten. Er soll Kinder, Jugendliche und junge Menschen zu Kritik- und Entscheidungsfähigkeit, Eigenverantwortlichkeit und zu Verantwortung gegenüber ihren Mitmenschen befähigen. Ziel des präventiven Jugendschutzes ist es, die jungen Menschen zur Mündigkeit zu befähigen, um selbstbestimmt mit dem Thema Sucht umgehen zu können. Dies geschieht über realistische und zeitgemäße Aufklärung, auf Augenhöhe und in Anerkennung der Erfahrungen der Zielgruppe und deren Lebenswelt.
Die oben genannten Inhalte wurden von der Mobilen Jugendarbeit/Streetwork der Kreisverwaltung Südwestpfalz zum Kern eines Konzeptes zur Sucht- und Drogenprävention gemacht. Seit Dezember 2023 wird dieses Konzept an den weiterführenden Schulen im Landkreis angewandt. Die Zielgruppe sind dabei Schülerinnen und Schüler ab der achten Jahrgangsstufe.
Den Anstoß zur Konzeptentwicklung gab es vor knapp zwei Jahren, als sich innerhalb eines vergleichsweise kurzen Zeitraums mehrere Schulen beim zuständigen Referat der Kreisverwaltung Südwestpfalz meldeten und Probleme mit dem Konsum von Betäubungsmitteln, teilweise kurz vor oder in Einzelfällen auch innerhalb der Schulen, äußerten. Als Erstes wurde dann von der Mobilen Jugendarbeit/Streetwork an der Berufsbildenden Schule in Rodalben eine Aktion „Suchtprävention und Beratung“ durchgeführt, in enger Abstimmung und Kooperation der Schulsozialarbeit. Denn die an den Schulen ansässigen Kollegen und Kolleginnen der Schulsozialarbeit sind wichtige Kooperationspartner, wenn es um gelingende Kommunikation und Vertrauensbildung mit den jeweiligen Klassen geht, aber auch mit den Schulen und deren Leitungen. Mancherorts bedarf es durchaus einer „Vorstellungsrunde“ in der Schule, damit sich auch die Schule ein Bild machen kann, wer die Prävention durchführen wird.
„Das von uns erarbeitete Projekt ist nicht einmalig in Deutschland, hat aber dennoch Seltenheitswert“, so Jochen Korell, Streetworker im Kreis Südwestpfalz. „Die Idee ist, ehemalige Konsumenten und Nutzer von Drogen in Kontakt mit den Jugendlichen zu bringen. Dadurch wird eine Authentizität geschaffen, was die zu vermittelnden Inhalte angeht, was auch für uns als Fachkräfte nur schwer erreichbar ist. Es geht um Erfahrungen, Informationen, ein Leben im Angesicht von Sucht, erzählt aus erster Hand. Offen und ehrlich. Das wissen die Kids zu schätzen und oft gibt es anschließend Applaus und viele Fragen.“
Diesen Part übernahm bislang ein junger Mann, der jahrelang selbst Drogen konsumierte, zwischenzeitlich aber den Ausstieg geschafft hat. Er konnte daher sehr authentisch und einprägsam über das allgemeine Verhalten in der „Szene“, über seine eigenen Erfahrungen und über Gefahren und Stolperfallen im Umgang mit Suchtmitteln berichten. Dabei wurden keine Tabuthemen ausgespart. Denn Drogen – und auch deren Konsum – sind nach wie vor ein Thema unter den Jugendlichen, wenngleich sich die Substanzen und Zusammensetzungen deutlich vom Konsum früherer Jahre abheben. So wurde den Schülerinnen und Schülern unter anderem vermittelt, wie jeder für sich selbst erkennen kann, ab wann eine Abhängigkeit entsteht und wo bei Bedarf wichtige Anlaufstellen sind. Aber auch scheinbar banale Dinge in diesem Kontext – etwa wie finde ich heraus, ob eine Droge überhaupt sauber und in der erwarteten Zusammensetzung ist – wurden angesprochen. Insgesamt also sehr lebens-, um nicht zu sagen überlebenspraktische Inhalte. Denn dass es bei Sucht und Drogenmissbrauch auch immer irgendwie ums Überleben geht, auch das wurde den Jugendlichen anhand erlebter Geschichten und Fälle geschildert. Und die fanden leider nicht immer ein gutes Ende.
Insgesamt konnten so bislang an sechs weiterführenden Schulen über 1000 Schülerinnen und Schüler erreicht werden.
Aktuell sind weitere Termine geplant, über das Jahr 2025 hinaus – aber leider wohl ohne den authentischen jungen Mann. Denn der beginnt im Sommer eine Ausbildung. Aber auch – oder vielmehr: gerade – ihm ist dieses Thema, die Aufklärung der Jugendlichen vor den Suchtgefahren, weiterhin wichtig. Daher will er dennoch versuchen, bei der ein oder anderen Präventionsveranstaltung teilzunehmen.
Rat und Hilfe allgemein:
Bundesweite Sucht- und Drogen-Hotline: Telefon 01806 313031
(20 Cent pro Anruf)
Initiative „Keine Macht den Drogen“;
Internet:
Hilfe für Kinder und Jugendliche:
drugcom.de - Ein Projekt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung; u.a. anonyme Online-Beratung Montag-Freitag von 15 -17 Uhr
E-Mail: drugcom@bzga.de
Internet: www.drugcom.de
Hilfe für Eltern:
ELSA - Elternberatung bei Suchtgefährdung und Abhängigkeit von Kindern und Jugendlichen
Internet: