Wanderndes Erdkrötenpärchen auf dem Weg zum Laichgewässer.
In wenigen Wochen sind sie wieder zu hunderten an unseren Straßen anzutreffen: Kröten, Frösche und Molche auf ihrer alljährlichen Frühjahrswanderung zu ihren Laichgewässern. Um diese zu schützen, werden bis Ende Februar an 13 Kreis- und Landesstraßen im gesamten Kreisgebiet, von Wiesbach bis nach Niederschlettenbach Amphibienschutzzäune mit einer Gesamtlänge von knapp zwölf Kilometern aufgestellt.
Sie hindern die Tiere am gefährlichen Überqueren der Straßen und schützen sie so vor anfahrenden Fahrzeugen. Innerhalb dieser Schutzzäune befinden sich in regelmäßigen Abständen in den Boden eingelassene Eimer, welche zweimal täglich durch über 120 ehrenamtliche Helfer kontrolliert werden. Dabei wurden in den letzten Jahren im Schnitt 22.000 Amphibien pro Jahr sicher auf die andere Straßenseite transportiert.
Mit rund 60 Prozent machten Erdkröten dabei den größten Anteil der aufgefundenen Tiere aus. Salamander und Molche hatten gerade mal einen Anteil von knapp zwei Prozent. Dies begründet sich zum einen mit der generellen Häufigkeit der Tiere und zum anderen auch damit, dass Erdkröten teilweise über drei Kilometer zu ihren Laichgewässern wandern, während Molche kürzere Strecken zurücklegen. Die individuenstärksten Wanderungen im Landkreis Südwestpfalz finden im Reißlertal bei Ludwigswinkel sowie im Umfeld des Clausensees statt.
Neben dem Aufstellen der Zäune wird es aber auch wieder notwendig sein, an den betroffenen Straßenabschnitten die Geschwindigkeit zu reduzieren. Denn bei am Straßenrand sitzenden Tieren kann der Strömungsdruck schnell vorbeifahrender Autos bereits zum Platzen der inneren Organe führen. Darüber hinaus dient das reduzierte Tempo auch dem Schutz der Helfer.
LBM unterstützt Naturschutzbehörde
Ab diesem Jahr beteiligt sich der LBM Kaiserslautern an den Schutzmaßnahmen im Landkreis, indem diese an sieben betroffenen Landstraßen von ihm errichtet und koordiniert werden, während die Koordination der verbleibenden Abschnitte weiterhin und seit über 30 Jahren durch die Untere Naturschutzbehörde erfolgt. Das über Jahre gesammelte Wissen der etablierten Wanderkorridore führt auch dazu, dass bei anstehenden Straßenbaumaßnahmen der Amphibienschutz mit berücksichtigt wird und dauerhafte Leiteinrichtungen in den Straßenkörper eingebaut werden - so wie jüngst an der L498 zwischen Clausen und Merzalben.
Dies ist umso wichtiger, da Amphibien derzeit eine der weltweit am stärksten bedrohte Tiergruppe darstellen. Gründe dafür stellen neben dem Klimawandel, der Lebensraumverlust sowie der Einsatz von Pestiziden dar. Ein weiterer Grund ist die weltweite Verbreitung zweier Pilzkrankheiten die Amphibien befällt und zumeist tödlich endet. So ist in den letzten Jahren des Öfteren vom „Salamanderfresser-Pilz“ zu lesen, der insbesondere den allseits beliebten Feuersalamander befällt und ihm Löcher in die Haut frisst. Vermutlich durch den internationalen Tierhandel verbreitet, trat der Pilz erstmals 2014 in Deutschland auf und führt seitdem landesweit und auch in Rheinland-Pfalz zu einem Massensterben. Aus dem Landkreis Südwestpfalz oder angrenzenden Bereiche sind bisher jedoch keine Fälle bekannt.
Feuersalamander im Fokus
Da in Deutschland ein hoher Anteil der Weltpopulation des Feuersalamanders vorkommt, besitzen wir eine besondere Verantwortung für diese Art. So wurde durch die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz bereits im Jahr 2018 eine Kampagne zum Schutz des Feuersalamanders gestartet. Wer einen (krank aussehenden oder toten) Feuersalamander findet, kann diesen über das Meldeportal „ArtenFinder RLP“ melden. So kann jeder zum Schutz sowie zum Wissen über die Verbreitung der Tiere beitragen. Seit dem letzten Jahr beteiligen sich nun auch verschiedene Zoos und Tierparks in RLP an der Erhaltungszucht der heimischen Amphibien. Die Kampagne ergeht somit im Sinne der Citizen Science, da es sich um eine Zusammenarbeit zwischen Fachleuten und interessierten Bürgern handelt.
Einweisung für Helfer
Wer sich also vor Ort engagieren möchte, ist gerne willkommen. Denn ohne den unermüdlichen Einsatz Ehrenamtlicher, die zum Teil seit Jahrzehnten im Amphibienschutz mitwirken, würden etliche Tiere überfahren werden und wären manche Populationen wahrscheinlich nicht mehr existent. Es werden Helfer benötigt, die während des gesamten Wanderzeitraums (ca. Ende Februar bis Ende April), auch bei wechselhafter Wetterlage, in den Morgen- oder Abendstunden, die Amphibien sicher über die Straße bringen möchten. Je nach Wohnort, zeitlicher Verfügbarkeit und Wunsch werden die Helfer im Vorfeld den verschiedenen Bereichen zugewiesen und in Schichten eingeteilt. Zu Beginn der Helferarbeiten erfolgt eine Einweisung durch eine erfahrene und fachkundige Person. Gerne steht die Untere Naturschutzbehörde während des gesamten Zeitraums als Ansprechpartner zur Verfügung.
Interessierte können sich per E-Mail an Amphibienschutz@lksuedwestpfalz.de oder unter 06331 809-222 sowie 809-682 telefonisch an die Untere Naturschutzbehörde in der Kreisverwaltung Südwestpfalz wenden.