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Kreis-Nachrichten - Mitteilungen des Landkreises Südwestpfalz
Ausgabe 37/2024
Kreisnachrichten
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Kinder können kein Bewusstsein für Verkehrsgefahren entwickeln

Mit großen Bannern weisen die Grundschulen im Kreis alljährlich auf das Problem der „Elterntaxis“ hin - oft vergeblich. Diese Aufnahme entstand in Hauenstein.

Das neue Schuljahr und das alte Problem der „Elterntaxis“ - Tipps für einen sicheren Schulweg

Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Das gilt auch im gerade begonnenen neuen Schuljahr wieder für die Mütter und Väter, die meinen, im eigenen Auto könne das eigene Kind besonders sicher zur Schule gebracht werden. Ein Trugschluss, betont Tanja Huber, Verkehrssicherheitsberaterin bei der Polizeidirektion Pirmasens und zuständig für die Jugendverkehrsschule des Landkreises Südwestpfalz.

„Die Elterntaxis sind ein großes Problem an allen Schulen im Landkreis“, berichtet sie. Insbesondere morgens, vor Unterrichtsbeginn, häufen sich die An- und Abfahrten der Privatautos, die manchmal dann auch noch Bushaltestellen oder Gehwege blockieren, um den Nachwuchs aussteigen zu lassen. „Dabei haben wir gerade jetzt, mit dem Beginn des neuen Schuljahres, ganz viele kleine Kinder, die als Erstklässler zum allerersten Mal mit dem Thema Verkehr konfrontiert sind. Die müssen sich im Straßenraum erstmal orientieren. Aber wenn alles zugestellt ist mit Autos, ist das schwierig“, richtet sie den Blick auf die schwächsten Verkehrsteilnehmer.

Die letzten Meter zu Fuß

Aber auch für ältere, verkehrserfahrenere Kinder birgt dieses elterliche Verhalten Gefahren - und zwar in zweierlei Hinsicht: Vor den Schulen wird die Verkehrssituation hektischer und unübersichtlicher. Außerdem, so betont Tanja Huber weiter, können die mit dem Auto bis an die Schultür chauffierten Kinder kein Risikobewusstsein und kein Verständnis für den Straßenverkehr entwickeln.

Viel besser sei es daher, wenn die Autofahrt in Richtung Schule alternativlos erscheint, die Kinder nicht direkt bis vor den Eingang zu fahren, sondern diese etwas früher aussteigen zu lassen - beispielsweise an einer sicheren Stelle, wo bis zur Schule dennoch die eine oder andere ruhige Seitenstraße überquert werden muss. „Das Prinzip der Orientierung im Straßenverkehr - schauen, verarbeiten, reagieren - kann dabei geübt und vertieft werden“, erläutert die Verkehrssicherheitsberaterin. Darüber hinaus werde unmittelbar vor der Schule der Verkehr entzerrt. Und ein dritter Punkt ist Tanja Huber ebenfalls wichtig: „Auf diesen Wegen sammeln sich die Schülerinnen und Schüler. Man kann also gemeinsam mit anderen zur Schule laufen, sich austauschen und unterhalten.“ Das sei nach Unterrichtsschluss noch wichtiger. Dann könnten die Schülerinnen und Schüler sich bewegen, etwas herunterkommen und abschalten, ehe es zu Mittagessen und Hausaufgaben geht.

Autofahrer sollten mehr Zeit einplanen

Auch wenn es nach Aussage der Polizeibeamtin in den vergangenen Jahren glücklicherweise keine Schulwegunfälle mit Fußgängern im Landkreis Südwestpfalz gegeben hat, mahnt Tanja Huber gerade in den nächsten Wochen alle Autofahrerinnen und Autofahrer wieder zu erhöhter Vorsicht insbesondere entlang der Schulwege und im Bereich der Bushaltestellen. Sie rät, für die Fahrten einfach etwas mehr Zeit einzuplanen. Dann könne man etwas langsamer fahren, die Straßenränder besser beobachten und, falls nötig, schneller bremsen, wenn doch ein Kind plötzlich auf die Straße tritt. Darüber hinaus, so ein weiterer Tipp von ihr für einen sicheren Schulweg, sollten die Kinder gerade in der beginnenden dunkleren Jahreszeit einen Schulranzen und/oder Kleidung mit reflektierenden Streifen zu tragen. „Das hilft wirklich, um in der Dunkelheit besser erkannt zu werden“, sagt sie. Wenig hilfreich seien hingegen kleine Reflektoren, die irgendwo am Ranzen oder der Kleidung baumeln. Und natürlich muss der Schulweg - oder auch nur der letzte Abschnitt, der zu Fuß gegangen werden soll - vorab mit dem Kind geübt werden.

Unterstützung durch Lotsen

Zur Sicherheit der Schulwege im Landkreis Südwestpfalz tragen auch ausgebildete Schülerinnen und Schüler bei, die im Bereich der Schulstandorte Contwig, Dahn, Vinningen und Waldfischbach-Burgalben als Buslotsen das sichere Ein- und Aussteigen unterstützen, in Waldfischbach-Burgalben darüber hinaus auch als Schülerlotsen an Fußgängerüberwegen. Einen besonderen Respekt zollt Tanja Huber außerdem den Eltern in Rieschweiler-Mühlbach, die Tag für Tag die Grundschüler vom Busplatz durch die Straße zur Grundschule begleiten.

Eine besondere Aktion gab es in der Vergangenheit an der Grundschule Lemberg: Dort durften die Schüler „Strafzettel“ an Eltern verteilen, wenn diese durch den gesperrten Bereich vor der Schule fuhren, um ihre Sprösslinge abzuladen.

Die Jugendverkehrsschule des Landkreises Südwestpfalz führt im November wieder eine Ausbildung zum Bus- oder Schülerlotsen durch. Interessierte Schüler der Klassenstufen 7 bis 10 können sich bei ihren Klassenlehrern oder ihrer Schulleitung melden.