Beim Sommerfest des Vereins Ärzte für die Westpfalz e.V.: Landrätin Dr. Susanne Ganster und der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Südwestpfalz, Peter Kuntz, umrahmen die Stipendiaten (von links) Hannes Jonathan Nau, Eva-Marie Hüther und Carl Robert Burkhart.
Sieben junge Frauen und drei junge Männer im Alter von 18 bis 23 Jahren erhielten im Sommer vom Verein „Ärzte für die Westpfalz“ feierlich ihre Stipendienurkunden für ein Medizinstudium ohne Numerus clausus an der renommierten Universität Pécs in Ungarn. Einer von ihnen ist Carl Robert Burkhart aus Bruchweiler-Bärenbach. Mit Eva-Marie Hüther aus Bobenthal und Hannes Jonathan Nau aus Waldfischbach-Burgalben sind es nun aktuell drei junge Menschen aus der Südwestpfalz, die in Pécs studieren. Die Neuzugänge um Burkhart bilden den zweiten Jahrgang von geförderten Studierenden, die sich im Gegenzug dazu verpflichten, nach ihrer medizinischen Ausbildung in unserer Region tätig zu werden. Bis zu 16 Plätze gibt es insgesamt.
Carl Robert Burkhart (20) aus Bruchweiler-Bärenbach war als Rettungssanitäter tätig, ehe er das Studium in Ungarn antrat, und hatte dadurch bereits Erfahrungen im medizinischen Bereich gesammelt. „Der menschliche Körper und seine Funktionen sind unheimlich komplex und vielseitig. Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, Medizin zu studieren, weil mich der naturwissenschaftlich-medizinische Bereich stark interessiert“, erläutert er. Doch wegen des Numerus clausus hat es mit einem Studium in Deutschland nicht geklappt. Über Familie und Bekannte erfuhr er von dem Stipendium im Rahmen von „Ärzte für die Westpfalz“. „Versuchen kann man’s ja mal“, dachte er sich – und freut sich umso mehr, dass es nun tatsächlich geklappt hat. Fürs Studium ins Ausland zu gehen stellt für ihn kein Problem dar: „Im Gegenteil, ich finde es toll, im Ausland unterwegs zu sein. Der Flug und der Weg zur Uni sind unterm Strich genausolang, wie wenn ich von zu Hause aus zum Studium nach Berlin fahren würde“, sagt er. Doch auch wenn er gerne unterwegs ist, hat Burkhart das Ziel, in seiner Heimat als Mediziner zu arbeiten. „Ich bin stark daran interessiert, in meiner Heimat hausärztlich tätig zu sein. Man sieht ja bereits, dass die Hausärzte in unserer Region immer weniger werden.“
Der Verein „Ärzte für die Westpfalz“, in dem sich der Landkreis Südwestpfalz engagiert, bietet den Stipendiatinnen und Stipendiaten eine teilweise oder komplette Übernahme von Studiengebühren für ein deutschsprachiges Medizinstudium an der Universität Pécs in Ungarn an. Dazu gehört auch eine persönliche Betreuung während des Studiums. Im Gegenzug verpflichten sich die Geförderten, klinische Praktika sowie das Praktische Jahr in einem Krankenhaus in der Region zu absolvieren und nach Abschluss des Studiums mindestens drei bis fünf Jahre in der Westpfalz oder im Landkreis Bad Kreuznach zu arbeiten.
Bereits 2023 traten Eva-Marie Hüther aus Bobenthal und Hannes Jonathan Nau aus Waldfischbach-Burgalben ihr Studium in Ungarn an. „Ich kann das Studium und das Stipendium guten Gewissens weiterempfehlen“, erklärt Eva-Marie Hüther. „Es macht mir ausgesprochen viel Spaß“, berichtet sie von „vielen positiven Erfahrungen“, die sie während ihres ersten Jahres in Pécs gesammelt habe. In der sogenannten Vorklinik, also in der Zeit vor dem ersten Staatsexamen (Physikum), hat sie sich zuletzt vor allem mit den wissenschaftlichen Grundlagen der naturwissenschaftlichen Fächer Biologie, Physik und Chemie beschäftigt, zudem mit Anatomie (Aufbau des Körpers) und Histologie (Gewebelehre).
Ein Semester unterteile sich in zwei Abschnitte: „Als erstes hat man 14 Wochen Vorlesungszeit, in der wir Neues lernen. Dann folgen sieben Wochen Prüfungszeit, in denen wir Prüfungen zu dem neu Gelernten absolvieren.“ Hüther berichtet von einem geregelten Alltag in der Vorlesungszeit: „Man hat einen Stundenplan und sonst Freizeit für Sport und Lernen.“ In der Prüfungszeit liege es an jedem selbst, seinen Tag zu strukturieren. „Allerdings verbringt man die meiste Zeit mit Lernen“, hält sie fest.
„Der größte Unterscheid zwischen Deutschland und Ungarn ist die Währung, sonst ähnelt sich das Leben in den beiden Ländern sehr“, erklärt Hüther. „Es gibt die gleichen Geschäfte, schöne Restaurants und tolle Parks zum Picknicken“, gibt sie ihre Eindrücke von Pécs wieder. Dort gebe es interessante Veranstaltungen, und auch das Studentenleben komme nicht zu kurz. Wie andere Stipendiaten hat auch sie immer wieder die Heimat besucht, wenn es der Zeitplan zuließ, vor allem während der achtwöchigen Semesterferien im Sommer.
Die Stipendien des ersten und des aktuellen Jahrgangs sowie weitere Aktivitäten des Vereins „Ärzte für die Westpfalz“ werden ermöglicht durch die Unterstützung zahlreicher finanzieller Förderer, zu denen auch die Sparkasse Südwestpfalz gehört.