Blühstreifen am Zuckerrübenfeld, aufgenommen in Pirmasens-Gersbach.
„Nachhaltigkeit“ - ein Begriff, der uns inzwischen fast täglich im Alltag begegnet. Auch in der Landwirtschaft in der Südwestpfalz. Ein Mindestmaß an Nachhaltigkeit ist durch den Gesetzgeber vorgegeben, jedoch verpflichten sich inzwischen fast zwei Drittel aller landwirtschaftlichen Betriebe in der Südwestpfalz zur Einhaltung von freiwilligen Bewirtschaftungspraktiken mit besonders umweltschonenden Vorgaben- zehn Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Doch was ist unter Nachhaltigkeit genau zu verstehen und was wird in Bezug auf unsere hiesige Landwirtschaft in Sachen Nachhaltigkeit getan?
Der Begriff der Nachhaltigkeit ist definiert als die Befriedigung von Bedürfnissen in der Gegenwart, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen einzuschränken. Er geht zurück auf den sächsischen Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645 - 1714), der - verantwortlich für die Holzversorgung des Berg- und Hüttenwesens im Erzgebirge - in seinem Werk „Sylvicultura oeconomica - Oder Haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht“ diesen Begriff zunächst für die Forstwirtschaft prägte. Der von ihm beschriebene pflegliche Umgang mit der Natur und ihren Rohstoffen wurde nach und nach auch für andere Nutzungsformen übernommen. Für die Landwirtschaft etwa bedeutet dies, dass die Landwirte die ihnen zur Verfügung stehende Fläche so bewirtschaften, dass diese Fläche auch nachfolgenden Generationen noch im gleichen Umfang und mit den gleichen Eigenschaften zur Verfügung steht. Im Ackerbau steht der Erhalt der von der Natur gegebenen Fruchtbarkeit des Bodens im Mittelpunkt und in der Tierhaltung sollten nur so viele Tiere gehalten werden, wie auch mit dem selbst erzeugten Futter versorgt werden können.
Daneben haben Landwirte den gesellschaftlichen Auftrag, die Bevölkerung mit ausreichend gesunden und frischen Lebensmitteln zu einem akzeptablen Preis zu versorgen. Gleichzeitig sind sie aber auch Unternehmer, die mit ihrer Tätigkeit verständlicherweise ein wirtschaftliches Auskommen für sich und ihre Familien erreichen müssen.
Der Einsatz von Maschinen in der Mitte des vergangen Jahrhunderts, die Entwicklung neuer Züchtungsmethoden, sowie Errungenschaften auf dem Gebiet des Pflanzenschutzes und der Düngung führten zu einer erheblichen Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft. Konnte ein Landwirt 1960 lediglich 17 Menschen ernähren, so waren es 2021 bereits 139.
Durch die Intensivierung der Landwirtschaft entstanden aber auch Probleme. So sind viele Böden heute durch den Anbau von Monokulturen geschädigt und Gewässer durch Dünger und Pestizide belastet. Die zurückliegenden und vorherrschenden Klimaereignisse (z.B. Dürre- oder Starkregenereignisse), die auf den Klimawandel zurückzuführen sind, belasten die Landwirtschaft zusätzlich, wenngleich sie selbst auch mitverantwortlich am Klimawandel ist.
Ziel einer nachhaltigen Landwirtschaft muss es daher sein, negative Auswirkungen auf die Natur und Umwelt zu vermeiden und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Hierzu bietet die Ausgestaltung der europäischen und nationalen Agrarpolitik gezielt Fördermöglichkeiten, um die Umweltbelastung durch die Landwirtschaft zu vermindern und eine umweltschonende Bewirtschaftung der Flächen zu gewährleisten. Darüber hinaus gibt es freiwillige Fördermöglichkeiten, wenn sich die Betriebe über den Standard hinaus zum Schutz der Umwelt und zum Erhalt der Landschaft und der Biodiversität verpflichten.
Ein Beispiel hierfür ist das Anlegen von Brache- oder Blühflächen auf Ackerland. Auf solchen Flächen unterbleibt der Einsatz von Dünger oder Pflanzenschutzmitteln und der Acker bleibt entweder sich selbst überlassen oder wird mit einer insektenfreundlichen Blühmischung eingesät, sodass hier Rückzugsräume für unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt geschaffen werden. Da dem Landwirt aber auch keine Ernte zur Verfügung steht, erhält er einen finanziellen Ausgleich für die Anlage solcher Flächen.
Ein anderer Weg eine nachhaltigere Landwirtschaft zu erreichen, wäre der Umstieg von der konventionellen auf die ökologische Landwirtschaft. Die ökologische Landwirtschaft ist geprägt vom generellen Verzicht chemisch synthetischer Pflanzenschutz- und Düngemittel und dem Anbau einer Vielzahl unterschiedlicher Kulturen.
Damit einhergehend ist in der Regel aber auch ein deutlich geringerer Ertrag je Flächeneinheit, sodass ökologisch wirtschaftende Betriebe höhere Preise für ihre Produkte benötigen, um eine wirtschaftliche Existenz aufrechterhalten zu können. Häufig bieten solche Betriebe ihre Produkte auch im eigenen Hofladen oder auf Wochenmärkten an.
Letztlich haben aber auch alle Endverbraucher mit ihrem Einkaufverhalten einen erheblichen Einfluss auf die Nachhaltigkeit unserer landwirtschaftlichen Betriebe. Hier sollte die Maxime „regional und saisonal“ viel stärker in den Fokus rücken, als die Diskussion über ökologische oder konventionelle Wirtschaftsweise - denn ein Transport um den halben Globus ist in keinster Weise nachhaltig.
Mehr Informationen zum Thema Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft gibt es bei der Kreisverwaltung Südwestpfalz in der Abteilung Veterinärwesen und Landwirtschaft:
Mark Weber, Telefon 06331-809-321
E-Mail Ma.weber@lksuedwestpfalz.de