Landrätin Dr. Susanne Ganster in der Fundgrube „Hand in Hand“ in Fischbach mit der Vorsitzenden Erika Kindelberger (vorne rechts) und Teilen des Fundgrube-Teams sowie Verbandsbürgermeister Michael Zwick (links) und dem Ortsbeigeordneten David Leidner (hinten rechts).
Harald Reisel (links), Vorsitzender der Kolpingsfamilie Dahn, die seit 2017 mit der örtlichen Katholischen Frauengemeinschaft die Kleiderstube „Anziehend“ betreibt, mit Landrätin Dr. Susanne Ganster.
Es ist Donnerstagnachmittag, und in der Kleiderstube „Anziehend“ der Dahner Kolpingsfamilie und der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) klingelt der Wecker. Der mahnt nicht zum Aufstehen, sondern zum Ende des Einkaufs. Weil die Kleiderstube recht klein und der Andrang groß ist, ist die Besucherzahl begrenzt. Vier Leute können zeitgleich im Laden stöbern. Nach 15 Minuten – deshalb der Wecker – sind die nächsten dran. Auch hinsichtlich der Menge, die man mitnehmen darf, gibt es Grenzen: maximal 15 Artikel und eine Jacke pro Person und Tag. Geöffnet ist donnerstags (außer an Feiertagen) zwischen 14 und 18 Uhr. Nicht selten stehen die Kunden in der Pirmasenser Straße Schlange, das Interesse ist groß.
Jedes Kleidungsstück wird für einen Euro verkauft. Wer mehr geben will, wirft zusätzlich etwas in die Spendenkasse. Fast 34.000 Euro konnten die Dahner Kolpingsfamilie und die KFD dadurch schon an soziale Einrichtungen und Projekte spenden, in der Südwestpfalz und darüber hinaus, berichtet Harald Reisel. Er ist der erste Vorsitzende der Kolpingsfamilie, die seit 2017 mit der KFD die Kleiderstube „Anziehend“ betreibt und jüngst die Kleiderbörse in Rodalben übernommen hat; die ist alle 14 Tage dienstags geöffnet. Dort ist reichlich Platz, weshalb Helfer in Rodalben auch Schuhe, Spielsachen und Haushaltsartikel annehmen und weitergeben können, ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.
15 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen stemmen den Betrieb in der Dahner Kleiderstube. Das Gros der Kleiderspenden kommen aus dem Dahner Felsenland, die Kundschaft ebenso. Auch viele Geflüchtete sind darunter. Die Ware wird in der Kleiderstube sortiert, gefaltet, ordentlich präsentiert oder sorgfältig verräumt: Ein riesiges Kistenlager lässt das Ausmaß der Arbeit erahnen. Der Nachschub ist nie weit: Wenn donnerstags die Kleiderstube geöffnet ist, kann man gut erhaltene und saubere Oberbekleidung abgeben, auch für Babys, Kinder und Jugendliche. Gerade hat wieder jemand zwei Säcke abgegeben: Neue Arbeit für das Sortierteam!
Auch in der Fundgrube „Hand in Hand“ in Fischbach herrscht ständig Treiben. Hier ist es ein Team von insgesamt 17 Ehrenamtlichen, das die ankommenden Spenden im früheren Schlecker-Markt in der Hauptstraße sortiert und ordentlich präsentiert. Dreimal pro Woche ist geöffnet: Dienstag und Freitag von 15 bis 17 Uhr sowie Donnerstag von 9.30 bis 11.30 Uhr. Jeder Artikel kostet, bis auf wenige Ausnahmen, einen Euro. Das Sortiment ist groß: Kleider und Schuhe sind hier ebenso zu finden wie Dekoartikel, Haushaltswaren, Bücher und Spielsachen. Vielen Menschen sei es wichtig, dass Dinge, die sie selbst nicht mehr benötigen, in gute Hände kommen, berichten Christina Fleckenstein und Erika Kindelberger aus dem Vorstandsteam der Fundgrube. Und es gebe viele Menschen, die froh seien, sich für kleines Geld neu ausstatten zu können. Auch gebrauchte Möbel werden vermittelt. Darüber hinaus betreut der Verein den wenige Meter vom Laden entfernten Bücherschrank.
Seit 2015 ist die Fundgrube als eingetragener Verein organisiert. Seitdem sind nach Angaben von Christina Fleckenstein und Erika Kindelberger rund 118.000 Euro zusammengekommen, die der Verein für den guten Zweck gespendet hat. Darüber hinaus tätigen sie auch immer wieder Sachspenden, beispielsweise ins Ahrtal. Maria Lambert gehören die Räume des früheren Schlecker-Markts, die sie dem Verein gerne zur Verfügung stellt. „Die Mädle sind fleißig“, attestiert sie dem Team lächelnd, und umgekehrt ist die „Hand in Hand“-Truppe dankbar, dass der Verein keine Miete, sondern nur die Nebenkosten zahlen muss. Auch hier sind die Kunden bunt gemischt, die Spender ebenso.
Landrätin Dr. Susanne Ganster besuchte jüngst beide Anlaufstellen, um sich einen Eindruck von der Arbeit dort zu verschaffen und den Ehrenamtlichen für ihren Einsatz für die gute Sache zu danken. Sie überreichte dem Team der Kleiderstube „Anziehend“ in Dahn einen Scheck der Sparkassenstiftung Südwestpfalz über 500 Euro aus dem Projekt „Gut für die Region“. Das Team der Fundgrube „Hand in Hand“ in Fischbach erhielt einen Gutschein über 300 Euro aus Mitteln des Landkreises für das Fischbacher Landhaus Tausendschön. Die Landrätin zeigte sich begeistert vom unermüdlichen Einsatz der Ehrenamtlichen, die dafür sorgen, dass Menschen sich ohne viel Geld neu einkleiden und mit Dingen des täglichen Bedarfs ausstatten können. Kleiderstuben seien zudem ein wichtiger Beitrag zum nachhaltigen Leben. Und: „Es sind Vorbilder für andere Gemeinden“, ist die Landrätin überzeugt.