Landrätin Dr. Susanne Ganster und Mitarbeiter der Kreisverwaltung im Gespräch mit Gernot Jakobi (Zweiter von rechts) und seinem Team.
Blick in eins der Apartments.
Wie kann Wohnen im Alter auf dem Land aussehen? Bereits heute gibt es viele ältere Menschen, die in großen Häusern alleine oder maximal zu zweit leben. Doch was, wenn einer von ihnen Unterstützung braucht? Das Wohnprojekt „Im Großen Garten“ der Christophorus Wohnheime eG zeigt einen neuen Weg für Wohnen im Alter auf dem Land auf. In der Kleinbundenbacher Hauptstraße ist ein Vorzeigeprojekt mit einem neuen Ansatz entstanden. Hier können Menschen (sogar mit ihren Haustieren) in unterschiedlichen Wohnformen zusammenleben, gemeinsam in einer Genossenschaft organisiert. Ziel ist es, Menschen aus der Region im Alter und bei steigender Pflegebedürftigkeit selbstbestimmtes Wohnen in einem ihnen vertrauten Umfeld zu bieten. „Im Großen Garten“ will dabei an zentraler Stelle rund um einen ehemaligen Gasthof Leben ins Dorf bringen.
Konzept mit drei Säulen
Die Interessenten und Mieter für das Wohnprojekt, an dessen Stelle einst Gastwirtschaft und landwirtschaftlicher Betrieb standen, kommen überwiegend aus der Region. Das Konzept besteht aus drei Säulen: Aus der früheren Gastwirtschaft ist ein Haus mit sieben Wohnungen entstanden, jeweils 30 bis 95 Quadratmeter groß, die bereits vermietet sind. Im Erdgeschoss der alten Scheune sowie in einem dreistöckigen Neubau sind zwölf Einzelzimmer-Apartments entstanden, die sich einen gemeinsamen Wohn-Ess-Bereich teilen. Ziel der Betreiber ist es, den Menschen in den Apartments jeweils individuelle Unterstützung durch qualifizierte Betreuungskräfte zu bieten. Jeder Bewohner kann den Alltag mitgestalten, wie es ihm möglich ist. Die ersten Bewohner ziehen im Dezember ein. Dritte Säule ist ein Wohnpark auf dem Gelände mit 15 Bungalows, jeweils 80 Quadratmeter groß; diese sind bereits alle reserviert. Hier sollen im Frühjahr 2025 die ersten Bewohner „Im Großen Garten“ heimisch werden.
So entstehen im Kleinbundenbacher Wohnprojekt seit Frühjahr 2020 mehr als 30 Wohneinheiten, die bis zu 70 Menschen mit und ohne Pflegebedarf Platz bieten. Wie viel Unterstützung die Menschen benötigen, die dort leben, ist individuell. Wer möchte, kann sich in die Gemeinschaft einbringen, etwa bei der Gartenpflege, beim Einkauf oder an anderer Stelle im Alltag. Ideen für gemeinsame Projekte, mitgetragen von den Bewohnern, gibt es bereits: ein gemeinschaftlich betriebenes Gewächshaus etwa, ein Werkraum, ein von Bewohnern organisiertes Café. Das Genossenschaftsmodell, an dem sich auch die Mitarbeiter beteiligen, mache das Projekt einzigartig: „Bei uns entscheiden die Bewohner und Mitarbeiter mit, was passiert und was angeschafft wird“, verdeutlicht Gernot Jakobi. Der gebürtige Hesse, der mit seiner Familie in Käshofen wohnt, ist Vorstand der Genossenschaft Christophorus Wohnheime eG, die Eigentümer und Vermieter des Wohnprojektes „Im Großen Garten“ ist.
Wohnen mit Serviceangeboten
Das zweite Genossenschaftsmodell rund um den „Großen Garten“, die neu gegründete Service-Genossenschaft Gartensiedlung Zweibrücken-Land eG, die auch das Betreute Wohnen betreibt, will nach eigenen Worten sicheres, barrierefreies Wohnen mit Serviceangeboten (etwa Mittagstisch und Einkaufsservice) und Selbsthilfe verbinden. Diese Genossenschaft ist offen für weitere Mitglieder, auch außerhalb des Wohnprojekts.
Landrätin Dr. Susanne Ganster, die mit mehreren Mitarbeitern der Kreisverwaltung das Wohnprojekt besuchte, sprach von einer „tollen Idee“, das Älterwerden auf dem Land zu gestalten. „In allen Orten ist der Wunsch da, auch im Alter weiterhin im Dorf zu wohnen.“ Der Rundgang durch die geschmackvoll eingerichteten Räume des Apartment-Komplexes bot Gelegenheit, sich die Wohneinheiten näher anzuschauen. Sie sind für Bewohner mit verschiedenen Pflegegraden nutzbar und entsprechend vorbereitet. Denkbar ist also beispielsweise, dass jemand zunächst in einem Bungalow auf dem Gelände lebt und wenn er mehr pflegerische Unterstützung braucht, in eins der Apartments zieht.
Gernot Jakobi schwebt zudem vor, die große Wohnküche im Apartmenthaus für das ganze Dorf zu öffnen, als „sozialräumliches Zentrum“, in dem man beispielsweise zum Mittagessen zusammenkomme. Zudem laufen Gespräche mit der Kreisverwaltung an, um gemeinsam beispielsweise Möglichkeiten der Kurzzeitpflege auszuloten, für die sein Wohnprojekt offen sei, so Jakobi. Er lobte im Gespräch mit Landrätin Dr. Susanne Ganster die Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung. „Vieles wäre andernorts gar nicht möglich gewesen“, sagte er, doch hätten die Kreisverwaltung ebenso wie die Verbandsgemeindeverwaltung Zweibrücken-Land das Wohnprojekt möglich gemacht. „Hier wird an einem Strang gezogen.“