Hofbesitzer Axel Schönbeck (Vierter von links) erläuterte den Teilnehmern der Kreis-Exkursion die Nutzung von Pappeln in seinem Agroforst-System, mit dem er nachhaltige Energie erzeugt.
Im Rahmen des Projektes „Zukunft mit Dorfwerten in der Südwestpfalz“ wurde im Februar 2025 eine Exkursion zum Ingweilerhof bei Reipoltskirchen im Landkreis Kusel durchgeführt. Der Hof ist Vorreiter bei der Verknüpfung von Schutz vor Starkregen und Hochwasser, landwirtschaftlicher Nutzung und lokaler Nahwärme durch Agroforstsysteme - ein Ansatz, wie ihn auch der Landkreis Südwestpfalz durch seine Förderprojekte „Zukunft mit Dorfwerten“ und „Biomasse-Strategie Südwestpfalz “ (BiSS) verfolgt.
Ergänzend zum Projekt „Zukunft mit Dorfwerten“ mit den Fokusthemen Agroforst und Wärmeversorgung wird ab diesem Jahr im Landkreis die Errichtung eines Biomassezentrums zur Verwertung ungenutzter Biomassepotenziale durch das Projekt „Zukunft mit BiSS (Bioenergie-Strategie Südwestpfalz)“ untersucht. Als Agroforst(-wirtschaft) bezeichnet man den gezielten Anbau und die Integration von Bäumen in eine landwirtschaftlich genutzte Fläche.
Hofbesitzer Axel Schönbeck setzt bei seiner Bewirtschaftung auf das Pioniergehölz Pappel und schafft es, durch den Anbau auf rund 20 Hektar Fläche genug Energie zu erzeugen, um über ein eigenes Nahwärmenetz den Hof und ein benachbartes Seniorenwohnheim zu versorgen. Dadurch kann er jährlich 45.000 Liter Heizöl einsparen. Als weiteren positiven Nebeneffekt nennt Schönbeck die Förderung der Biodiversität und die entstehenden Synergieeffekte im Biotopverbund sowie den Beitrag zur Hochwasservorsorge und als Ergänzung zu baulichen Maßnahmen die Entstehung einer Retentionsfläche zum „Nulltarif“.
Schönbeck betont, dass der Anbau reiner Pappeln auch als Monokultur angesehen werden kann. Allerdings unterscheide sich diese Monokultur deutlich von anderen, wie zum Beispiel dem Anbau von Mais. Während Maisfelder meist eine sterile Umgebung mit geringer Artenvielfalt aufwiesen, biete der Pappelanbau auf dem Ingweilerhof Raum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren im Unterholz. Durch die regelmäßige Ernte und den anschließenden Neuaustrieb der Pappeln entstehe ein dynamisches Ökosystem, das eine Vielzahl von Mikrohabitaten für verschiedene Arten biete. Dies führe zu einer höheren Biodiversität im Vergleich zu anderen Monokulturen. Darüber hinaus biete der Pappelanbau auch Vorteile in Bezug auf die Bodenfruchtbarkeit und die Wasserrückhaltung, da die Wurzeln der Pappeln den Boden stabilisieren und die Verdunstung reduzieren. Im Gegensatz dazu könne der Anbau von Mais zu Bodenerosion und einer Verschlechterung der Bodenqualität führen. Durch den gezielten Anbau von Pappeln als Agroforst könne somit eine nachhaltige und umweltfreundliche Energiequelle geschaffen werden, die auch positive Auswirkungen auf die lokalen Ökosysteme hat.
Die verschiedenen Schritte vom Anbau über die Ernte sowie Trocknung und Verarbeitung bis hin zur energetischen Verwertung wurden den Teilnehmern der Exkursion vorgestellt. Am Anfang erfolgt die Anpflanzung durch Stockaustrieb, also wurzelnackte Stecklinge, welche im Abstand von zwei Metern in die Erde gesteckt werden. An den Stecklingen bildet jede Knospe einen neuen Terminaltrieb und wächst so innerhalb von sieben Jahren zu einem bis zu 20 Meter hohen Baum. Nach dieser Zeit werden die Pappeln in der Vegetationsruhe zwischen Januar und Februar mit einem Baggergreifer geerntet und treiben anschließend von selbst wieder aus. Dieser Prozess kann somit ohne Rekultivierung bis zu sechsmal wiederholt werden und zeigt insgesamt stabile Erträge. Nach der Ernte bleiben die geernteten Stämme fünf bis sechs Monate auf dem Feld liegen, bis sie eine Restfeuchtigkeit von 35 Prozent haben. Dann ist das Holz lagerstabil und es finden keine Kompostierungsprozesse mehr statt. Anschließend erfolgt die Lagerung auf der Holzmiete bis zu einer idealen Restfeuchte von 20 bis 25 Prozent. Zur Verwendung in der Heizanlage muss das Holz abschließend noch zu Holzhackschnitzeln gehäckselt werden.