In Gemeinschaft Neues oder Traditionelles erleben - hier beim Kräuter-Workshop mit Apothekerin Katja Friedrich im Dorfgemeinschaftshaus Maßweiler.
Der Landkreis Südwestpfalz hat seine Vorarbeiten erledigt - jetzt heißt es warten: Erst im Juni gibt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bekannt, welche 30 Regionen in Deutschland die Umsetzungsphase im Förderprogramm „Aller.Land“ erreicht haben. Diese werden dann zur Stärkung von Kultur, Beteiligung und Demokratie bis 2030 mit bis zu 1,5 Millionen Euro gefördert.
Der Landkreis ist mit seinem Projekt „Gemeinschaftsorte guten Zusammenlebens“ als eine von bundesweit noch verbliebenen 77 Regionen am Start und kämpft gegen sieben andere rheinland-pfälzische Regionen um eine Aufnahme in die zweite Stufe der Förderphase.
Die Projektidee ist ein Ergebnis aus dem „ZukunftsCheck Dorf“
Die Projektidee „Gemeinschaftsorte guten Zusammenlebens“ geht insbesondere auf Rückmeldungen aus dem Zukunfts-Check Dorf zurück. In nahezu allen teilnehmenden Gemeinden wurde und wird bemängelt, dass Treffpunkte und Angebote insbesondere für Kinder und Jugendliche, aber auch für Senioren, fehlen. Diese Lücke soll durch die Gemeinschaftsorte geschlossen werden, indem soziale und kulturelle Treffpunkte geschaffen werden. Die sollen von den Menschen vor Ort organisiert und betreut werden, ein breit gefächertes Angebot für möglichst alle Altersgruppen bereit halten, gleichzeitig aber auch als Treffpunkte für die nachbarschaftliche und dörfliche Gemeinschaft dienen. Durch professionelle Unterstützung soll ein tragfähiges Netzwerk geschaffen werden, welches das Angebot vor Ort dauerhaft sichert und die ehrenamtlich Tätigen entlastet.
Die erste Phase - vom Fördermittelgeber als „Entwicklungsphase“ ausgerufen - begann nach grundsätzlicher Annahme der Projektidee durch das Programmbüro im Juni 2024 mit einer Auftaktveranstaltung im Kreistagssaal, an der rund Vertreter von Orts- und Verbandsgemeinden, Vereinen, Kulturinitiativen und Kulturschaffenden teilnahmen. Dabei ging es um die Definition des Begriffs „Dorfkultur“, der im Mittelpunkt der Gemeinschaftsort-Idee steht. Mehrheitlich wurde dieser Begriff von den Anwesenden als soziales Gefüge einer Dorfgemeinschaft mit nachbarschaftlichen Treffen und identitätsstiftenden Veranstaltungen und Bräuchen verstanden. In mehreren Treffen wurde dieser Begriff im Sinne der Projektidee weiter ausgeformt. Es wurden denkbare Mikroregionen benachbarter Dörfer, die gemeinsam einen solchen Gemeinschaftsort in einem bereits vorhandenen Gebäude betreiben könnten, identifiziert und Rahmenbedingungen für die Organisation eines solchen Ortes, aber auch für die Aktivierung der Bürgerinnen und Bürger, diskutiert.
Dorfkultur in Dorfgemeinschaftshaus und Waffeleisenmuseum
Zum Ende der Konzeptphase wurde im Rahmen eines „beteiligungsorientierten Kulturvorhabens“ - dieser Begriff war ebenfalls vom Fördermittelgeber vorgegeben - die in der Konzeptphase erarbeiteten Inhalte auf ihre Umsetzbarkeit geprüft. Hierfür hatte das Team um den Projektleiter des Landkreises, Mathias Rebmann (Zukunfts-Check Dorf), die Ortsgemeinde Maßweiler ausgewählt, weil im dortigen Dorfgemeinschaftshaus gleich mehrere Räume für verschiedene Aktivitäten zur Verfügung standen. Darüber hinaus bot das nur wenige Schritte entfernte Waffeleisenmuseum von Wolfgang Fuhrmann ein einzigartiges Ambiente, um im denkmalgeschützten Ensemble des Josefshofs mit dem dortigen Backhaus „Dorfkultur“ in Reinform erleben zu können. Die Felsensänger umrahmten den Nachmittag musikalisch; die Besucher hatten die Möglichkeit, an einem Kräuter-Workshop mit Apothekerin Katja Friedrich (Höheischweiler) teilzunehmen oder einer Krimi-Lesung mit dem regionalen Autor Tim Nicolas Zwick zu lauschen, während die Grundschulkinder unter Anleitung der Jugendkulturwerkstatt (JukuWe) des Internationalen Bundes (IB) Pirmasens im Foyer des Dorfgemeinschaftshauses Einkaufstaschen individuell gestalten konnten. Zum Abschluss ging es zum gemeinsamen Waffelessen ins Waffeleisenmuseum.
Bedeutung der Orte aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet
Aufgrund der überaus positiven Resonanz zu diesem Tag entschied sich das Projektteam, auch die Bewertungskommission des Förderprogramms am 31. März in Maßweiler zu empfangen. Diese Jury unter der Leitung von Hortensia Völckers (ehemalige Leiterin der Deutschen Kulturstiftung) entscheidet letztlich bis Juni, welche 30 Regionen in die fünfjährige Umsetzungsphase übernommen werden. Anhand eines Kurzfilms erhielt die Jury einen Einblick über die Aktivitäten beim Kulturvorhaben, Projektleiter Mathias Rebmann informierte nochmals grundsätzlich über die Projektidee - und mit Landrätin Dr. Susanne Ganster, der ersten Kreisbeigeordneten Martina Wagner und Teilnehmern aus den Netzwerktreffen standen zahlreiche Ansprechpartner zur Verfügung, um aus ihrer jeweils individuellen Sicht die Bedeutung solcher Gemeinschaftsorte für die Sicherung der Lebensqualität vor Ort zu schildern.
Natürlich ließ sich die Jury nicht in die Karten schauen, wie sie die Projektidee des Landkreises im Kontext mit den anderen Regionen einordnet. Das gibt sie erst im Juni bekannt. Aber eins ist sicher: Die Waffeln im Waffeleisenmuseum haben den Kommissionsmitgliedern hervorragend geschmeckt.